Bahnjahresrückblick 2004
Januar
Wenn das kein Grund zum Feiern ist?! Vor zehn Jahren, am 1. Januar 1994, wurde die Deutsche Bahn AG gegründet, als Nachfolgeunternehmen der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn. Mit einem Festakt feiert die DB Mitte Januar ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Die Bilanzen zum Jubiläum fallen allerdings denkbar unterschiedlich aus. Bahnchef Hartmut Mehdorn bezeichnet die Bahnreform als einen "großen Erfolg" und verweist vor allem auf die um 160 Prozent gestiegene Produktivität. Kritiker wie Fahrgastverbände oder auch die Bahngewerkschaften sehen das Hauptziel der Reform aber weit verfehlt: mehr Verkehr sei in den letzten zehn Jahren trotz aller Beteuerungen nicht auf die Schiene geholt worden.
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Februar
Die Fahrgäste der DB sollen ab Oktober mehr Rechte bei Verspätungen erhalten. An der Ausarbeitung der Kundencharta waren das Verbraucherministerium und das Verkehrsministerium intensiv beteiligt. Hat ein Fernverkehrszug am Zielbahnhof des Reisenden mehr als 60 Minuten Verspätung, erhält der Fahrgast eine Entschädigung in Höhe von 20 Prozent des Fahrkartenwertes. Diese Zusage gilt erstmalig nicht nur für einen einzelnen Zug, sondern umfasst die gesamte Reisekette im Fernverkehr. Die Regelungen gelten nicht bei höherer Gewalt wie größeren Stürme, erläuterte Bahnchef Mehdorn, der aber gleichzeitig versprach, neben der rechtsverbindlichen Zusage auf Entschädigung bei eigenem Verschulden werde die DB zusätzlich auch in Zukunft kulant bleiben.
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Das Flaggschiff der Bahn, der ICE 3, gibt im Februar erneut ein
"Auslandsgastspiel" in Frankreich: Noch bis Ende März absolviert der
Hochgeschwindigkeitszug zwischen Lille und Calais Zulassungsfahrten mit
Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern. Die Fahrten mit 350
Stundenkilometern wurden im vergangenen Jahr bereits abgeschlossen. Auf der rund
110 Kilometer langen Strecke werden einzelne Funktionen des Fahrzeugs getestet,
beispielsweise die elektromagnetische Verträglichkeit und die Bremsfunktionen
gemäß den französischen Vorschriften.
Die Versuche werden mit einem achtteiligen ICE 3-Mehrsystemzug gefahren. Ziel
der Fahrten ist, die Zulassung des Zuges für Frankreich zu erreichen.
Die EU-Kommission beanstandet im Februar die Rechtmäßigkeit der Vergabe von Regionalisierungsleistungen im
Schienenverkehr in den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg,
Rheinland-Pfalz und Thüringen. Hintergrund sind die Abschlüsse von langjährigen
Exklusivverträgen mit der DB in den beiden vergangenen Jahren,
gegen die die Bahnkonkurrentin Connex von Anfang an protestiert hatte. Aus Sicht
der betroffenen Länder ist die Kritik der EU-Kommission an den Nahverkehrsverträgen
mit der DB unberechtigt. Falls deutsche Gesetze mit Gesetzlichkeiten der Europäischen
Union nicht übereinstimmten, müsse sich die EU-Kommission mit dem deutschen
Gesetzgeber auseinandersetzen, sagte ein Sprecher der Thüringischen Regierung.
Man habe sich bei der Vergabe der Leistungen an geltende Gesetze
gehalten, so das Regionalisierungsgesetz und das Deutsche Eisenbahngesetz.
Nach den Insolvenzen der Flex AG und der NVAG im Sommer 2003 erwischt
es jetzt das private Eisenbahnverkehrsunternehmen Karsdorfer
Eisenbahngesellschaft mbH (KEG)
sowie seine 100-prozentige Tochtergesellschaft Waggonbau Brüninghaus
GmbH. Betroffen von der Insolvenz sind insgesamt 339 Mitarbeiter, 190 bei der KEG an den
Standorten Rheine, Schwerte, Tröglitz und Karsdorf sowie 149 bei WB in Schwerte. Ende
Februar stellt die KEG den Verkehr zwischen Bergen und Lauterbach auf der Insel Rügen
ein, künftig fahren hier Züge der Connex-Tochter Ostmecklenburgische Eisenbahngesellschaft
(OME) mit Sitz in Neubrandenburg.
März
Das Ringen um finanzielle Mittel des Bundes für den Ausbau der Schieneninfrastruktur geht weiter.
Um wenigstens einen Bruchteil der Mautausfälle zu decken, soll die DB unter anderem vorzeitig
langfristige zinslose Bundesdarlehen ablösen. Für das Bahnnetz sollen 2004 rund 3,5 Milliarden Euro
zur Verfügung stehen. Für 2005 bis 2008 geht die Bahn davon aus, dass gegenüber der ursprünglichen
Mittelfristplanung pro Jahr voraussichtlich über 800 Millionen Euro weniger für Investitionen zur Verfügung
stehen werden. Daher werden auch Prioritätenlisten für die wichtigsten Bauvorhaben erarbeitet. Wieder
in den Schlagzeilen steht auch die geplante Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt-Berlin, an der vor allem
Politiker trotz der Finanzknappheit festhalten.
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Aufatmen in Nürnberg: Die Zukunft des Bahn-Instandhaltungswerkes Nürnberg
ist für die nächsten Jahre gesichert. Das teilen DB-Chef Hartmut Mehdorn und Bayerns
Wirtschafts- und Verkehrsminister Otto Wiesheu im März auf einer
Pressekonferenz in Nürnberg mit. Statt der bisher von der DB angestrebten
Schließung soll das Werk am Redesign-Programm für 59 Fahrzeuge der
ICE-1-Flotte beteiligt werden. Damit könne das Werk zunächst bis Mitte 2007
weitgehend ausgelastet werden, hieß es. Rund 320 Arbeitsplätze bleiben
erhalten. Start des Modernisierungs-Programmes für die ICE-1-Flotte im
Instandhaltungswerk Nürnberg soll voraussichtlich Ende 2004 sein, heißt es im
März. Aus Geldmangel wurde dieser Termin aber inzwischen verschoben. Unklar ist
offenbar derzeit auch, ob tatsächlich alle 59 ICE-1-Züge oder nur ein Teil das
geplante Redesign erhält.
Positive Nachrichten betreffen im März die Verspätungssituation bei der DB:
Nach dem Pünktlichkeitstief im vergangenen Jahr sind die Züge der DB fast
alle wieder pünktlich. In den ersten Monaten dieses Jahres haben einem internen
Bericht zufolge 93 Prozent aller Personenzüge den Fahrplan eingehalten. Am stärksten holte
demnach der Fernverkehr auf: hier stieg die Pünktlichkeitsquote den Angaben zufolge von durchschnittlich 75
Prozent im Jahr 2003 auf knapp 90 Prozent. Von den Regionalzügen waren 92,7 Prozent
pünktlich gewesen, im Gegensatz zu 86,4 Prozent im Vorjahr.
Damit zeigt die von DB-Chef Hartmut Mehdorn zum Jahresanfang angekündigte
Pünktlichkeitsoffensive erste Wirkung. Erstmals konnte im Februar auch die Talfahrt im
Personenfernverkehr gestoppt werden, heißt im März in verschiedenen
Zeitungsberichten. Vor allem wegen des gescheiterten Tarifsystems hat
der Fernverkehr der DB im vergangenen Jahr allerdings einen Verlust von 470
Millionen Euro eingefahren.
Ein verheerender Terroranschlag erschüttert Mitte März Spanien und die
ganze Welt. Bei einer Anschlagsserie mit zehn Bomben in vier Zügen werden knapp
200 Menschen getötet und 1400 verletzt. Daraufhin wird auch in Deutschland
über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an Bahnhöfen diskutiert. In Frankreich
sorgen unterdessen Bombendrohungen an Bahnstrecken für Beunruhigung. Mehrmals
werden ganze Bahnstrecken nach möglichen Bomben von Bahnerpressen abgesucht und
dabei Bomben mit mehreren Zündern entdeckt und entschärft.
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Mit einer ungewöhnlichen Auktion sorgt die DB im April für Aufsehen. Zehn Tage lang versteigert das
Unternehmen im Internet-Auktionshaus eBay einen kompletten ICE 2
für eine Charter-Tagesfahrt. Die Fahrtroute der Hin- und Rückreise kann der erfolgreiche Bieter selbst
bestimmen. Im Verlauf der Auktion kommt es zu Schwierigkeiten:
die Auktion wird versehentlich im Rahmen der Sicherheitsmaßnahmen für den eBay-Marktplatz gelöscht.
Die Versteigerung wird neu gestartet; den Zuschlag erhält schließlich die höchstbietende Tobit Software AG.
Den Erlös von 30.200 Euro spendet die DB an den Verein Off-Road-Kids
e. V., einer überregional tätigen Stiftung für Straßenkinder.
Mit einer Notbremsung verhindert im April ein ICE-Lokführer bei Kamen
(Nordrhein-Westfalen) eine mögliche Katastrophe. Unbekannte hatten nach Angaben
der Dortmunder Staatsanwaltschaft mehrere jeweils 17,5 Kilogramm schwere
Metallplatten mit elf Metallschrauben auf dem Gleis der Strecke von Köln nach
Berlin befestigt. Dank der schnellen Reaktion wird keiner der 200 Reisenden
verletzt, es bleibt bei einem Sachschaden von rund 30000 Euro. Trotz intensiver
Fahndung, darunter auch in mehreren TV-Sendungen und einer ausgesetzten
Belohnung ist die Fahndung nach den Tätern bislang erfolglos geblieben. Nach dem Anschlag
kommen Forderungen nach einer Einzäunung des gesamten Eisenbahn-Streckennetzes
wie in vielen anderen europäischen Ländern auf. Die DB weist dies aber als
völlig unrealistisch zurück. Unterdessen geht ein Zusammenstoß eines ICEs mit
einem Traktor, der von einem Weinhang auf die Bahnstrecke Freiburg - Basel
gestürzt war, glimpflich aus. Lediglich das 1. Drehgestell
des vorderen Zugteils entgleiste mit zwei Achsen, im Zug erlitten
der Lokführer und ein Fahrgast leichtere Verletzungen. Glück im Unglück: Ein
entgegenkommender Zug streift den entgleisten ICE, bleibt aber im Gleis.
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Mai
Wirbel um den "Rasenden Roland": Nachdem die Schmalspurbahn bereits im März
von Bernhard van Engelen an den neuen Eigentümer Ludger Guttwein übergegangen war, wird
Ende April aufgrund eines durch die Einwirkung von Nässe beschädigten Bahndammes die Strecke
des "Rasenden Rolands" zwischen Putbus und Göhren auf der Insel Rügen
mit sofortiger Wirkung gesperrt. Im Mai überschlagen sich dann die Ereignisse. Das Land
Mecklenburg-Vorpommern beantragt das Insolvenzverfahrens für die Rügensche Kleinbahn, da
das Land zwar offenbar Geld an die Gesellschaft zahlte, diese aber keine Zugleistungen
erbrachte. Für Aufregung sogt eine Nacht- und Nebel-Aktion von Neuinhaber Guttwein. Zwei
der sechs Lokomotiven werden auf sein Geheiß mit einem Lastzug vom Betriebsbahnhof zu
dessen Eisenbahnmuseum nach Prora transportiert. In der Folge wird das
gesamte operative Geschäft der Schmalspurbahn eingestellt und
fast allen 53 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt. Zwei Wochen später dann
eine überraschende Wende: der Verkauf des rasenden Rolands wird rückgängig
gemacht. Besitzer ist jetzt wieder Bernhard van Engelen. Alle Kündigungen
werden rückgängig gemacht, plötzlich verkehren auch wieder Züge, ohne dass
große Bautätigkeit am angeblichen durchweichten Bahndamm beobachtet wurden.
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Juni
Zum kleinen Fahrplanwechsel am 13. Juni gibt es einige Anpassungen. Neu ans Bahnnetz geht an
diesem Tag der Bahnhof am Flughafen Köln/Bonn.
Zahlreiche Regionalzüge und auch der DB-Fernverkehr machen jetzt direkt unter
dem Terminalgebäude des zweitgrößten Flughafens Nordrhein-Westfalens Station.
Die ICE-Linie Köln - Hannover - Berlin wird nach Süden bis zum Airport Köln/Bonn
verlängert. Darüber hinaus treten bei der Bahn am 13. Juni 2004 geringfügige
Fahrplananpassungen in Kraft. Um Verspätungen auf der stark belasteten Berliner
Stadtbahn zu reduzieren, halten die ICE auf der Linie Hamburg - Berlin - Leipzig
- München - außer in Tagesrandlagen - künftig nicht mehr am Flughafen
Berlin-Schönefeld. Auf der ICE-Linie Münster - Köln Deutz - Frankfurt/M. wird
das Zugangebot deutlich reduziert. Einzelne Züge verkehren nur noch zwischen
Frankfurt/M. und Köln-Deutz oder Essen. Als Grund für die Streichungen gibt
die Bahn eine mangelnde Auslastung der Züge an.
Die DB Regionalbahn Schleswig-Holstein wird von Ende 2005 an wieder die Züge
auf der Strecke Hamburg-Flensburg-Padborg betreiben. Außer der Regionalbahn hatten
auch die Länderbahn AKN, die Hamburger Hochbahn und die private Nord-Ostsee-Bahn (NOB),
deren Züge zurzeit auf der so genannten Flex-Strecke zwischen Hamburg und Flensburg/Padborg
(190 Kilometer) fahren, Angebote für die Strecke abgegeben. Ausschlaggebend für die
Entscheidung war letztlich das günstige Angebot der DB. Sie will die Strecke mit einem
Landeszuschuss von jährlich nur 4,78 Millionen Euro fahren. Die NOB erhält
derzeit 6,42 Millionen Euro. Unterdessen berichtet die "Welt am Sonntag", die DB
fordere von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein rund
zehn Millionen Euro zurück, die durch den Betrieb der privaten Bahn FLEX AG
zwischen Hamburg, Flensburg und Padborg aufgelaufen sind. Diese Summe ergebe sich aus den Trassenentgelten und
Nebenleistungen, die von der DB für die FLEX AG erbracht worden seien.
Die DB und der geplante Börsengang - Thema auch im Juni: Der BahnBeirat, ein Expertengremium
aus Wissenschaft und Wirtschaft, spricht sich für einen Börsengang der DB im Jahr
2006 aus. Nur einen Tag später wendet der Bundestag sich mit den Stimmen aller Fraktionen gegen
einen überstürzten Börsengang der DB bereits im Jahr 2006. Die Abgeordneten fordern die
Bundesregierung auf, eine Entscheidung über einen Börsengang erst nach einer
mehrjährigen positiven Gewinnentwicklung des Konzerns zu treffen. Diese dürfe
nicht auf Leistungen des Bundes beruhen, sondern müsse unternehmerisch
erwirtschaftet sein, heißt es. Die DB will sich dagegen bei ihrem Weg zur Kapitalmarktfähigkeit
nicht von der Politik oder skeptischen Gutachten ausbremsen lassen. Mit scharfen Worten
reagiert Bahn-Chef Hartmut Mehdorn auf einen Brief aus der Industrie an den CDU-Politiker Dirk
Fischer, in dem sich die Verfasser unter anderem für eine Trennung von Netz und
Betrieb aussprechen, und verbittet sich eine Einmischung.
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Die DB teilt im Juli mit, dass nur noch bis Ende des Monats die Fahrkarten im Zug mit
EC-Karte bezahlt werden können. Als Grund wird angeführt, dass durch den Missbrauch von
EC-Karten die Zahlungsausfälle in den
letzten Monaten sprunghaft angestiegen seien. Im Zug ist - anders als im ReiseZentrum oder
an Automaten - eine Onlineprüfung technisch nicht möglich, so dass bisher das
Lastschriftverfahren genutzt wird, bei dem mit der Unterschrift ein Abbuchungsauftrag erteilt
wird. Allerdings gibt es hierbei keine Garantie der Kreditinstitute, dass der Betrag auch
bei mangelnder Bonität oder bei Missbrauch gutgeschrieben wird.
Im Sommer 2004 wird Bahnfahren so günstig wie schon lange
nicht mehr. Mit mehreren Sonderangeboten lockt die DB Nicht-Bahnfahrer in die
Züge. So können junge Leute unter 27 Jahre für 199 Euro einen Monat
lang quer durch Deutschland fahren und dabei alle Züge nutzen. Zu einem
echten Verkaufsschlager entwickelt sich das kontingentierte SommerSpezial, bei
dem die Fahrgäste im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. August für 29 Euro
(bei Schalterbuchung 34 Euro) einen Tag lang unbegrenzt durch Deutschland fahren
können. Ende Juli haben bereits 500.000 Fahrgäste das Angebot gebucht. Am 1. August kommen noch die Ziele Amsterdam,
Brüssel, Zürich und Wien dazu. Nur 39 Euro kostet die einfache Fahrt in der 2.
Klasse von jedem Bahnhof in Deutschland in die vier europäischen Metropolen.
Anfang Juli verabschiedet der Bundestag den neuen Bundesverkehrswegeplan. Darin sind für
den Ausbau der Schienenwege 30 Milliarden Euro vorgesehen, gegenüber 44 Milliarden Euro für
die Straße. Kritiker wie die Bahngewerkschaft Transnet monieren, der Plan sei
viel zu straßenlastig. Ein Ausbau des Schienennetzes sei damit praktisch
nicht mehr möglich, sogar der Bestand des Schienennetzes sei
gefährdet. Mitte Juli einigen sich Bundesregierung und Bahn auf die Verwirklichung von 66 Aus- und
Neubauprojekten. Demnach wird die DB wegen der leeren Kassen des Bundes in den nächsten vier Jahren
so gut wie kein neues Schienenprojekt angehen können. Gleichzeitig verhängt die DB hat angesichts
der anhaltend schwachen Konjunktur einen konzernweiten Ausgabenstopp für Sachaufwendungen, um so
die für einen Börsengang dringend benötigten schwarzen Zahlen in der Jahresbilanz
zu sichern. Die deutsche Bahnindustrie befürchtet wegen fehlender Aufträge einen massiven Abbau von
Arbeitsplätzen.
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August
Am 10. August bricht in einem Tunnel der Berliner S-Bahn in der Nähe
des Anhalter Bahnhofs ein Feuer aus. Dank des besonnenen
Handelns des Personals können die Fahrgäste des Unglückszuges sowie einer nachfolgenden S-Bahn
über Notausgänge in Sicherheit gebracht werden. Lediglich drei Personen
erleiden Rauchvergiftungen und müssen in Krankenhäuser eingeliefert werden.
Ursache für das Feuer ist ein technischer Defekt. Vier Tage später wird der
Verkehr wieder aufgenommen, erst am 23. Dezember können aber wieder die ersten
Züge an der provisorisch hergerichteten Station Anhalter Bahnhof halten.
Im August werden vorsorglich alle Fahrzeuge der Baureihe VT 612 zu Untersuchungen
in die Werke gerufen, nachdem bei einer planmäßigen Instandhaltung an
einem Dieseltriebfahrzeug der Baureihe ein Anriss in einer Radsatzwelle entdeckt
worden war. Auf den betroffenen Zugstrecken kommt der Fahrplan erheblich
durcheinander, da ersatzweise langsamere lokbespannte Züge eingesetzt werden.
Auch die Fernverkehrsstrecke Nürnberg - Dresden ist erneut betroffen, wo 20 dem
Fernverkehr überwiesene Dieseltriebwagen der Baureihe seit vergangenen Dezember
die endgültig aus dem Verkehr gezogenen Diesel-ICEs ersetzten. Die Züge kehren
nach den Untersuchungen nach und nach in den Betrieb zurück, allerdings werden
die Wartungsintervalle mit Ultraschallprüfungen verkürzt und die Neigetechnik
bleibt abgeschaltet. Zwei Wochen später werden die vorsorglichen Ultraschallprüfungen
auch auf den Vorgänger VT 611 ausgedehnt. Auch Ende Dezember ist noch keine
Lösung des Problems in Sicht. Von der DB nicht bestätigten Meldungen zufolge
soll für einen erneuten Neigetechnikbetrieb eine Neukonstruktion der Achsen erforderlich
sein. Wenigstens gibt es wegen der Probleme mittlerweile keine Verspätungen mehr: zum
Fahrplanwechsel werden die verlängerten Fahrzeiten in den Fahrplan
eingearbeitet.
Die DB legt Mitte August ihre Halbjahresbilanz
vor. Demnach liegt der Konzernumsatz in den ersten sechs Monaten zwar mit 11.719 Millionen
Euro unter dem Wert des Vorjahres, auf vergleichbarer Basis sei jedoch ein Umsatzanstieg
von 4,1 Prozent zu verzeichnen, betonte die DB. Die Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr
stieg leicht auf 33,9 Milliarden Personenkilometer an. In dem insgesamt etwa um zwei Prozent
rückläufigen deutschen Personenverkehrsmarkt kann der DB-Konzern damit seinen Marktanteil
erneut ausbauen. Die Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr wächst um sieben
Prozent auf 41,6 Milliarden Tonnenkilometer. Unterdessen berichtet die "FTD",
die DB wolle bei bereits beschlossenen Infrastrukturprojekten
sparen. So wolle das Unternehmen Kosten von rund 90 Millionen Euro einsparen, indem es auf den Ausbau der
bestehenden Strecke München-Ingolstadt-Nürnberg verzichte.
Am 12.08., dem zweiten Jahrestag nach dem Hochwasser vom August 2002, zieht die DB eine Bilanz
des Wiederaufbaus nach den Flutschäden.
Demnach sind die großen Bauvorhaben zur Schadensbeseitigung bei der DB bereits abgeschlossen oder
werden in den kommenden Wochen vollendet. Die nächste Inbetriebnahme erfolgt am 21. August
2004 auf der Regionalstrecke Meißen - Döbeln - Leipzig.
Hier verkehren die Züge nach dem Abschluss der Bauarbeiten wieder durchgehend. Die DB war mit einem
Gesamtschaden in Höhe von 1,025 Milliarden Euro das vom Hochwasser 2002 am stärksten betroffene
Unternehmen. Für die Wiederherstellung der Infrastruktur haben Bundesregierung und Europäische
Union 680 Millionen Euro zugesagt. Die Lücken im Schienennetz entlang von Weißeritz,
Müglitz und Mulde konnten in den zurückliegenden Monaten rasch und weitgehend
geschlossen werden.
Nach langem Hickhack unterschreiben Ende August die S-Bahn Berlin GmbH, der Senat
von Berlin und das Land Brandenburg den Verkehrsvertrag für die Berliner S-Bahn.
Die Vertragsunterzeichnung stellt sicher, dass der
S-Bahn-Betrieb in vollem Umfang weitergeführt wird. Der neue Verkehrsvertrag
hat eine Laufzeit von 15 Jahren und beinhaltet einen erheblichen Langzeitrabatt.
Nach zwei Dritteln der Laufzeit, also zum Ende des Jahres 2013, wird ein Drittel
der Leistung ausgeschrieben. Auch die im Rahmen des Verbundtarifes anstehende
Einnahmeaufteilung mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), die U-Bahnen,
Busse und Straßenbahnen betreibt, wird darin geregelt.
September
Alle zwei Jahre verwandelt sich Berlin im September für vier Tage zum
Schienenmekka - dann findet nämlich in der Messe Berlin die internationale
Branchenleitmesse InnoTrans statt. Vom 21. bis 24. September stellen in diesem
Jahr über 1.350 Unternehmen aus 35 Ländern ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen
vor. In den Hallen und auf dem Freigelände sind über 80.000 Quadratmeter
Ausstellungsfläche (brutto) belegt. Dazu kommen 2.000 laufende Meter für Präsentationen
auf der Gleisanlage. Mit einer ausländischen Beteiligung von 45 Prozent baut
die InnoTrans ihre Position als Leitmesse der internationalen
Schienenverkehrstechnik weiter aus.
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Am 1. Oktober startet die bereits im Februar angekündigte Kundencharta der DB. Fahrgäste
im Fernverkehr haben damit erstmals einen rechtsverbindlichen Anspruch auf Entschädigungen
in Höhe von 20 Prozent des Fahrpreises, wenn ihre Fernverkehrsreise über 60 Minuten (bei
Nachtreisen 120 Minuten) verspätet endet und die Bahn für die Ursachen der Verspätung
verantwortlich ist. Einem Zeitungsbericht zufolge rechnet die Bahn mit erheblichen Belastungen
durch die Entschädigungen. Unter Berufung auf Unternehmenskreise heißt es, für die Jahre 2004
bis 2009 sei ein Mindestrisiko von insgesamt 600 Millionen Euro einkalkuliert worden. Bei
einer schlechten Pünktlichkeitsquote könne die Belastung jedoch durchaus noch wachsen. Im
ersten Monat entschädigt die DB 9500 Fahrgäste für Verspätungen im Fernverkehr.
Im Schnitt wurden nach Angaben eines Bahnsprechers pro Tag etwa 300 Gutscheine
ausgegeben. Das entspreche etwa einem halbvollen ICE.
Nach dem Herbstchaos im letzten Jahr in Nordrhein-Westfalen, wo die
Pünktlichkeit aufgrund eines Schmierfilms auf den Gleisen drastisch absackte
und Zugausfälle an der Tagesordnung waren, bereitet sich die DB in diesem Jahr
seit August intensiv auf den Herbst vor und schnürt ein Maßnahmenpaket, das ab
3. Oktober umgesetzt wird. Dazu gehören der Einsatz
von zusätzlichem Personal, der Einsatz zusätzlicher Fahrzeuge, ein
Fahrzeugtausch auf mehreren Linien (häufig kommen statt moderner Triebwagen
wieder ältere lokbespannte Züge zum Einsatz, deren Bremsverhalten besser ist),
zusätzliches Material (unter anderem mit zwei zusätzlichen
mobilen Radsatzdrehmaschinen für die Werkstätten in Dortmund und Düsseldorf,
drei Schienenpflegefahrzeuge) und eine verbesserte Kundeninformation während
der gesamten Reisekette. Insgesamt kosten die Maßnahmen rund 25 Millionen Euro.
Das Programm zeigt Wirkung: es gibt zwar weiterhin Verspätungen, aber deutlich
weniger als im vergangenen Jahr.
Nach Prüfung durch die zuständigen Behörden der EU fällt im Oktober der offizielle
Startschuss zur Förderung privater Gleisanschlüsse
durch das Bundesverkehrsministerium. Hauptziel des Programms ist es, Güterverkehr
von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Für das laufende Jahr ist eine Beihilfe von
8 Mio. Euro vorgesehen und für den Zeitraum 2005 bis 2009 ein jährlicher Betrag von 32 Mio. Euro.
Das Förderprogramm richtet sich an Unternehmen, die den Transport ihrer
Güter über einen eigenen Gleisanschluss an das bestehende Schienennetz
abwickeln wollen. Bezuschusst werden die Kosten für Neubau, Ausbau oder
Reaktivierung von Gleisanschlüssen sowie auch die notwendigen
Anschlussweichen.
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November
Auch nach der Absage an einen schnellen Börsengang der DB im Jahr 2006 gehen
die Debatten um den richtigen Zeitpunkt bzw. um das Wie des Börsengangs weiter.
Beim Gewerkschaftstag der Bahngewerkschaft Transnet spricht sich Bundeskanzler Gerhard
Schröder im November gegen eine vollständige Trennung von
Netz und Betrieb. Die von "selbsternannten Verkehrsexperten" geführte
Diskussion sei "total verkehrt". Deutschland müsse die Vorgaben der
Europäischen Union erfüllen, aber nicht übererfüllen. Unterdessen heißt es
in verschiedenen Zeitungsberichten, die DB plane ein neues Sparpaket und
verfehle auch 2005 ihr Ergebnisziel deutlich. Zum Sorgenkind wird neben dem
Fernverkehr vor allem die Güterverkehrssparte Railion. Der Geschäftsbereich
wird 2004 und 2005 hohe Verluste einfahren, obwohl die Menge der beförderten
Güter in diesem Jahr anstieg.
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Wenige Wochen vor der Inbetriebnahme der Ausbaustrecke Hamburg - Berlin
zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember laufen die letzten Vorbereitungen. So werden am 27.
November die letzten beschrankten Bahnübergänge geschlossen. Insgesamt 56 Bahnübergänge
wurden in den vergangenen vier Jahren im Zuge des Ausbaus der Bahnstrecke für Tempo 230
beseitigt. Mit diesem Tempo werden die Züge auch Bahnhöfe passieren. Dafür wurden dort neue
Sicherheitsanlagen installiert. Für Reisende und Anwohner werden im November
Informationsveranstaltungen an mehreren Terminen auf Bahnhöfen entlang der Strecke gemeinsam
mit dem Bundesgrenzschutz durchgeführt. Ab dem 12. Dezember 2004 benötigt der ICE nur noch
rund eineinhalb Stunden für die 286 Kilometer lange Strecke und ist damit um bis zu 36
Minuten schneller als heute. Zur Eröffnung der Strecke wird es ein Sonderangebot geben, wie
die DB im November ankündigt: vom 12. bis zum 19. Dezember bietet das Unternehmen seinen
Kunden täglich insgesamt 2.000 Plätze für eine Fahrt zum Schnäppchenpreis von 19 Euro für
die einfache Fahrt in der 2. Klasse zwischen beiden Metropolen. Berichte zu diesem Thema: Dezember Anfang Dezember wird bekannt, dass die DB eine neue
Konzernstruktur erhalten soll. Vorstandschef Hartmut
Mehdorn will einem Zeitungsbericht zufolge das Staatsunternehmen verschlanken, die
Entscheidungswege verkürzen und im Management massiv sparen. Entsprechende Pläne habe Mehdorn
Teilen des Aufsichtsrates bei zwei Klausurtreffen präsentiert, heißt es. Die fünf
Tochtergesellschaften, die sich als Aktiengesellschaften mit eigenen Vorständen und Aufsichtsräten
bislang um den Nahverkehr, die Fernzüge, die Gütertransporte, die Bahnhöfe und das Schienennetz
kümmern, sollen demnach zu drei Bereichen zusammengefasst und näher an die Berliner
Konzernzentrale angegliedert werden. Die Bundesregierung habe bereits Unterstützung für das
Vorhaben signalisiert.
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In eineinhalb Stunden von Hamburg nach Berlin (09.11.)
Erhöhte Sicherheitsstandards auf der Ausbaustrecke Hamburg - Berlin (16.11.)
Letzte Bahnübergänge an Bahnstrecke Hamburg - Berlin werden geschlossen (23.11.)
Preisknüller der DB: Für 19 Euro von Berlin nach Hamburg (30.11.)
Die S-Bahn München GmbH erhält Ende November von der Firma Bombardier den 234. neuen Zug der
Baureihe 423. Damit ist der S-Bahn-Fuhrpark in München vollständig
modernisiert. Die Modernisierung der Fahrzeugflotte
erforderte eine Investition in Höhe von rund 790 Mio. Euro. Der Freistaat Bayern beteiligte sich
daran mit ca. 177 Millionen Euro. Mit einer Abschiedsfahrt Anfang Dezember kurz vor dem Fahrplanwechsel
geht die Ära des Vorgängers, der Baureihe 420, in München
offiziell zu Ende.
Die DB investiert mehr als 50 Millionen Euro in neue Fahrzeuge. Einen Auftrag über 40
Doppelstockwagen vergibt das Unternehmen Mitte November an Bombardier. Die Auslieferung
der Fahrzeuge beginnt im Juni 2005. Die Doppelstockwagen haben einen hohen Reisekomfort,
sind klimatisiert und verfügen über geräumige Mehrzweckabteile für Fahrräder,
Kinderwagen und Rollstühle. Die Steuerwagen sind vollständig
behindertengerecht ausgestattet. Ein Zug, der aus einem Steuerwagen und vier
Mittelwagen besteht, verfügt durchschnittlich über rund 550 Sitzplätze. Deutschlandweit sind heute
rund 1.800 dieser Wagen im Einsatz, die zu einem Markenzeichen der Bahn geworden
sind. Vor allem in Ballungszentren ist ein attraktives Bahnangebot ohne
Doppelstockwagen kaum mehr denkbar.
Die DB muss für den Einsatz des Bundesgrenzschutzes als Bahnpolizei jährlich einen
zweistelligen Millionenbetrag zahlen. Dieses Urteil fällt im November das Oberverwaltungsgericht
Koblenz. Das Gericht weist damit die Klage der Bahn gegen einen Gebührenbescheid des Bundes
über rund 64 Millionen Euro für das Jahr 2002 ab. Der Kostenanteil sei angemessen, da der
BGS mit seinem Fachwissen und seiner Präsenz der Bahn einen "beträchtlichen Sicherheitsgewinn"
biete, heißt es in der Urteilsbegründung. Zudem könne die DB ihre Tochtergesellschaften an
dem finanziellen Ausgleich ebenso beteiligen wie die rund 280 kleineren Konkurrenz-Unternehmen
auf ihren Gleisen. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Urteils ließ das OVG die Revision zum
Bundesverwaltungsgericht zu.
Das Image der DB bleibt weiterhin im Keller. Das Unternehmen hat in Deutschland den schlechtesten
Ruf unter 15 Großkonzernen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der US-Marktforschungsfirma
Harris Interactive und des Reputation Institute. Die Bahn erhält nur 45,88 von 100 möglichen
Punkten und landet damit auf dem letzten von 15 Plätzen. Unterdessen schneiden die
Österreichischen Bundesbahnen bei einer anderen Untersuchung recht erfolgreich ab: die Kunden
der ÖBB benoten die Leistung der Bahn laut einer Studie des Markt- und
Motivforschungsinstitutes Karmasin/Gallup, die in ÖBB-Zügen unter insgesamt
20.190 Fahrgästen durchgeführt worden war, aktuell mit der Note 2,17.
Einen Monat vor dem Start von Bahn 2000 haben die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) noch immer
keine Betriebsbewilligung für die zentrale Neubaustrecke Mattstetten - Rothrist. Für die
Betriebsbewilligung fehlen noch zwei Sicherheitsnachweise über die Festigkeit des Schotters
sowie über den Abstand der Gleise auf der 45 Kilometer langen Neubaustrecke. Laut SBB-Sprecher
Roger Baumann sind die Nacharbeiten an Schotter und Schienen auf der Neubaustrecke inzwischen
abgeschlossen. Ende November gibt dann das Bundesamt für Verkehr grünes Licht für die
Schnellstrecke.
Die DB wird Nationaler Förderer der FIFA
Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Das geben DB-Chef Hartmut Mehdorn und Franz Beckenbauer, Präsident
des deutschen Organisationskomitees, am 7. Dezember in Berlin bekannt. Die Bahn will laut Mehdorn
in erster Linie Sachleistungen leisten und sei für Logistik und Mobilität bei der WM verantwortlich.
Die DB will nach Mehdorns Worten während der WM-Wochen mehr als 120 Sonderzüge einsetzen. Zudem
werde es einen eigenen WM-Fahrplan geben. Darüber hinaus sollten die zwölf Bahnhöfe der beteiligten
WM-Städte für rund 50 Millionen Euro verschönert werden. Er hoffe auf finanzielle Unterstützung
durch die Bundesregierung, mit der er im Gespräch sei, sagte Mehdorn.
Am 12. Dezember steht europaweit der Fahrplanwechsel an. Während in der Schweiz mit Bahn 2000 ein neues
Bahnzeitalter anbricht, ist die wichtigste Änderung des neuen DB-Fahrplans 2005 die Inbetriebnahme
der 280 Kilometer langen Ausbaustrecke zwischen Hamburg und Berlin. Außerdem erhält der Flughafen
Köln/Bonn einen ICE-Anschluss in Richtung Süden. In Baden-Württemberg geht ein weiterer, rund 20
Kilometer langer viergleisiger Abschnitt der Aus- und Neubaustrecke Karlsruhe - Basel in Betrieb.
Ausgedünnt wird das Angebot dagegen z.B. auf der IC-Strecke Nürnberg-Dresden. Außerdem wird der
unwirtschaftliche Luxuszug "Metropolitan" eingestellt. Die Umstellung klappt weitgehend
reibungslos; ein gefundenes Fressen für die Medien ist allerdings, dass ausgerechnet am Eröffnungstag
ein planmäßiger ICE zwischen Hamburg und Berlin defekt stehen bleibt, während der kurze Zeit später
gestartete offizielle Eröffnungszug mit Ehrengästen an Bord in 88 Minuten "Bestzeit" Berlin erreicht.
Panne: Neue Schnellverbindung Berlin-Hamburg nicht im Fahrplanheft (02.12.)
Umstellung auf den Jahresfahrplan 2005 vollzogen (13.12.)
Start des neuen SBB-Fahrplans geglückt (13.12.)
Ausbaustrecke Hamburg-Berlin feierlich eröffnet (13.12.)
Special zum Fahrplanwechsel
Nachdem die Tarifgespräche zwischen DB und den Gewerkschaften im Oktober und November mehrmals ergebnislos
vertagt wurden, einigen sich die Tarifparteien Mitte
Dezember auf eine Verlängerung des Ende 2004 auslaufenden Beschäftigungsbündnis bis 2010. Im Gegenzug
sollen die Arbeitskosten um 5,5 Prozent gesenkt werden, indem bei den Entgelten eine Wochenarbeitszeit von
40 statt bisher 38 Stunden zu Grunde gelegt wird. Weitere Kernpunkte des Tarifabschlusses sind die
Reduzierung des Urlaubsanspruches um einen Tag sowie Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg.
Die DB erwägt offenbar, Fahrkarten künftig auch in Supermärkten
zu verkaufen. Es werde daran gedacht, Tickets außerhalb von Bahnhöfen und Reisebüros anzubieten, bestätigt
im Dezember ein Unternehmenssprecher einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung". Damit sollten neue Kunden
erreicht werden. Als "alternative Verkaufskanäle" nannte der Sprecher Handelsketten wie Aldi,
Lidl oder Tchibo. Bislang sind Tickets vor allem über Schalter, Reisebüros, Automaten oder das Internet
erhältlich. Nach Informationen der "SZ" gehören die Pläne zu einem Projekt namens "Jump", mit
dem die Bahn in den nächsten fünf Jahren im Fernverkehr 180 Millionen Euro zusätzlich einnehmen wolle.
Mit einem Bündel von Maßnahmen sollen demnach mehr Kunden für die Fernzüge (ICE, IC, EC) gewonnen werden,
die derzeit hohe Verluste einfahren.
Auf seiner letzten turnusmäßigen Sitzung des Jahres genehmigt der Aufsichtsrat der DB die Vorlage des
Vorstands für das Budget 2005 einstimmig, stimmt den wesentlichen Investitionsprojekten zu und nimmt die
mittelfristige Planung für die Folgejahre bis 2009 zur Kenntnis. Wegen gesenkter Bundesmittel sollen im
Zeitraum von 2005 bis 2009 insgesamt 141 Modernisierungsprojekte für das Schienennetz verschoben, reduziert
oder storniert werden. Nach der Aufsichtsratssitzung teilt die DB mit, der Vertrag des Konzernvorstandes
für Transport und Logistik, Bernd Malmström, werde im gegenseitigen Einvernehmen nicht verlängert. Offenbar
wollte Malmström im Gegensatz zu DB-Chef Mehdorn sowie den verkehrspolitisch orientierten Mitgliedern des
Aufsichtsrats aus den Reihen der Bundesministerien die Gütersparte über Personalabbau und Rückzug aus der
Fläche sanieren. Unterdessen werden neue Pläne zum Stellenabbau beim Vertriebspersonal bekannt. Stattdessen
soll der Verkauf von Bahnfahrkarten über den Automat oder das Internet weiter ausgebaut werden.
Aufsichtsrat: Bahn-Gewinn von 500 Millionen wäre möglich gewesen (13.12.)
DB will offenbar bei Streckenausbau drastisch kürzen (20.12.)
Aufsichtsrat bestätigt Kurs der Bahn (22.12.)
Güterverkehrs-Vorstand Bernd Malmström geht (22.12.)
Bahn will im Vertrieb Stellen abbauen (24.12.)
Vom Sommer 2005 an wird ein gemeinsames Unternehmen der DB und der Russischen Eisenbahn AG (RZD) komfortable
Touristikzüge zwischen Berlin und St. Petersburg anbieten. Der
Präsident der RZD, Gennadij M. Fadejev, und der Geschäftsführer der DB AutoZug GmbH, Winfried Czilwa
unterzeichnen kurz vor Weihnachten anlässlich des Staatsbesuch von Russlands Präsident Wladimir Putin in
Deutschland in einem ICE-Sonderzug die Gründungsurkunde für das Joint-Venture. Unterdessen erhält der
Siemens-Konzern von Russland den Zuschlag für ein milliardenteures Projekt für Bau und Entwicklung 60
neuer Hochgeschwindigkeitszüge. Der Wert belaufe sich auf
1,5 Milliarden Euro, sagte Siemens-Chef Heinrich von Pierer. Darüber hinaus gebe es eine Option auf weitere
90 Züge. Die ersten Züge sollen laut Siemens 2007 in Betrieb genommen werden.