Bahnjahresrückblick 2004

Januar

Wenn das kein Grund zum Feiern ist?! Vor zehn Jahren, am 1. Januar 1994, wurde die Deutsche Bahn AG gegründet, als Nachfolgeunternehmen der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn. Mit einem Festakt feiert die DB Mitte Januar ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Die Bilanzen zum Jubiläum fallen allerdings denkbar unterschiedlich aus. Bahnchef Hartmut Mehdorn bezeichnet die Bahnreform als einen "großen Erfolg" und verweist vor allem auf die um 160 Prozent gestiegene Produktivität. Kritiker wie Fahrgastverbände oder auch die Bahngewerkschaften sehen das Hauptziel der Reform aber weit verfehlt: mehr Verkehr sei in den letzten zehn Jahren trotz aller Beteuerungen nicht auf die Schiene geholt worden.

Berichte zu diesem Thema:

Mehdorn: "Bahnreform ein großer Erfolg" (12.01.)
GDBA kritisiert: 10 Jahre Bahnreform - Kein Grund zum Jubeln (14.01.)
Festakt: 10 Jahre Bahn AG (15.01.)
Transnet kritisiert unvollendete Bahnreform (16.01.)



Während die DB sich selbst feiert, häufen sich die Probleme. Die "Wirtschaftswoche" berichtet, die DB habe ihre Umsatzziele für die kommenden Jahre erneut nach unten korrigiert. Gleichzeitig wird bekannt, dass die DB ihre Investitionen in das Schienennetz auf Grund fehlender Mittel drastischer zusammenstreichen will als bislang bekannt. Auch von der Bundesregierung kann das Unternehmen nicht auf Unterstützung hoffen: Nach dem Maut-Desaster muss sich die Bahn vielmehr auf bis zu drei Milliarden Euro weniger Zuschüsse des Bundes einstellen. Ende Januar stoppt die DB die ersten Bauvorhaben und zieht Konsequenzen aus den absehbaren Kürzungen der Bundesmittel.

Berichte zu diesem Thema:

"Wirtschaftswoche": Bahn schraubt Umsatzziele erneut nach unten (08.01.)
DB nutzt erstmals alle Bundesmittel aus (10.01.)
Zeitungsberichte: Bahn stoppt Investitionen (12.01.)
"SZ": Bau der ICE-Strecke München-Berlin gefährdet (13.01.)
Bahn fehlen offenbar Milliarden für Schienennetz (14.01.)
Ministerium: Über Mittel für Schiene noch nicht entschieden (27.01.)
DB stoppt Planungen für Bauvorhaben (28.01.)
Bald Kurzarbeit bei der Bahn? (31.01.)



Wovon die DB noch träumt, ist in der Schweiz bereits Realität: Wie die Schweizerischen Bundesbahnen im Januar mitteilen, wurden 2003 wie schon im Vorjahr die Pünktlichkeitsziele erreicht. 95 Prozent der Personenzüge trafen demnach 2003 mit weniger als fünf Minuten Verspätung an. 81 Prozent trafen gar ganz pünktlich am Zielort ein, das heißt, mit maximal einer Minute Verspätung. Erstmals analysierten die SBB auch die Pünktlichkeit während der Hauptverkehrszeiten zwischen 6.30 und 8.30 Uhr sowie 16 und 19 Uhr. Die Differenz zur Gesamtpünktlichkeit ist gering: 94,5 Prozent der Züge verkehrten innerhalb der Spannweite von weniger als fünf Minuten, 76 Prozent komplett pünktlich.


Obwohl das Statistische Bundesamt im Januar mitteilt, dass die DB im Fernverkehr in den ersten neun Monaten 2003 10,9 Prozent ihrer Fahrgäste verloren und die Beförderungsleistung im Eisenbahnfernverkehr um 6,1 Prozent auf 23,2 Milliarden Personenkilometer (Pkm) eingebrochen sei, gibt die DB eine Preiserhöhung für den Fernverkehr um durchschnittlich 3,4 Prozent bekannt. Wichtigstes Ziel der kleinen Reform ist dabei eine größere Differenzierung der Normalpreise. Kurze Reisen werden geringfügig billiger, im mittleren Bereich werden die Preise deutlich angehoben, für lange Reisen gilt künftig ein Maximalpreis von 111 Euro. Sondertarife und Rabatte (Bahncard, Sparpreise, Surf&Rail) bleiben erhalten.


Ende Januar wird ein Abkommen zwischen der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) und der Gemeinschaft Europäischer Bahnen (GEB) über den Europäische Lokführerschein in Brüssel unterzeichnet. Vorangegangen waren monatelange Verhandlungen zwischen beiden Seiten. Die Lizenz regelt unter anderem die Eignung des Lokführers für den grenzüberschreitenden Verkehr. Ihm müssen Informationen über der Strecke ebenso mitgeteilt werden wie Sicherheitsbestimmungen. Darüber hinaus stehen den Beschäftigten Schulungen und ärztliche Untersuchungen zu. Das vereinbarte Führerscheinmodell hat den Charakter einer Selbstverpflichtung und soll zukünftig von den Mitgliedern der an den Verhandlungen beteiligten Verbände in Eigenregie umgesetzt werden. Bis Ende Dezember ist die Einführung aber immer noch nicht endgültig beschlossen.

Februar

Die Fahrgäste der DB sollen ab Oktober mehr Rechte bei Verspätungen erhalten. An der Ausarbeitung der Kundencharta waren das Verbraucherministerium und das Verkehrsministerium intensiv beteiligt. Hat ein Fernverkehrszug am Zielbahnhof des Reisenden mehr als 60 Minuten Verspätung, erhält der Fahrgast eine Entschädigung in Höhe von 20 Prozent des Fahrkartenwertes. Diese Zusage gilt erstmalig nicht nur für einen einzelnen Zug, sondern umfasst die gesamte Reisekette im Fernverkehr. Die Regelungen gelten nicht bei höherer Gewalt wie größeren Stürme, erläuterte Bahnchef Mehdorn, der aber gleichzeitig versprach,  neben der rechtsverbindlichen Zusage auf Entschädigung bei eigenem Verschulden werde die DB zusätzlich auch in Zukunft kulant bleiben.

Berichte zu diesem Thema:

"Tagesspiegel": Bahnkunden erhalten mehr Rechte bei Verspätungen (02.02.)
Künftig Entschädigung bei großen Verspätungen (03.02.)
DB erweitert Kundenrechte (04.02.)
Mehdorn will sich Bahn-Kunden gegenüber großzügig zeigen (09.02.)



Mitte Februar werden die Bauarbeiten zur Modernisierung der Signal- und Stellwerksanlagen im Tunnelbereich der S-Bahn-Stammstrecke in München nach 49 Wochenendsperrungen pünktlich beendet. Am 11. Januar 2003 begannen die Arbeiten zwischen der Hackerbrücke und dem Ostbahnhof. Der S-Bahn-Verkehr im Tunnel kann nun an den Wochenenden wieder durchgängig und ohne Baubehinderungen durchgeführt werden. Bis zu 120 Mitarbeiter der bauausführenden Firmen arbeiteten im Mehrschichtbetrieb während der Wochenendsperrung im Tunnel. Die Modernisierung ist Voraussetzung für den geplanten 10-Minuten-Takt ab Dezember. Unterdessen kommen die Planungen für den zweiten S-Bahn-Tunnel voran. Der Freistaat Bayern und die DB unterzeichnen eine Finanzierungsvereinbarung, die alle weiteren Untersuchungen sowie die Projektsteuerung bis zum voraussichtlichen Abschluss des Planfeststellungsverfahrens Mitte 2006 abdecken soll.


Die DB Regio AG gewinnt mit ihrer Tochtergesellschaft DB Schwarzwaldbahn GmbH die europaweite Ausschreibung für den Betrieb der Strecke Karlsruhe - Konstanz (Schwarzwaldbahn). Ab Ende 2006 wird die DB Schwarzwaldbahn GmbH den Verkehr auf der Strecke aufnehmen und über einen Zeitraum von 10 Jahren jährlich eine Leistung von 3,1 Millionen Zugkilometern erbringen. Doppelstockwendezüge der neuesten Generation sollen dabei zum Einsatz kommen und für eine deutliche Komfortverbesserung sorgen. Ein pfiffiges Marketingkonzept soll das neue Angebot abrunden. Es wird in enger Zusammenarbeit mit allen Partnern der Region - den Kreisen, Kommunen, Tourismusorganisationen, fünf Verkehrsverbünden, Schulen und einzelnen touristischen Einrichtungen - entwickelt.


Das Flaggschiff der Bahn, der ICE 3, gibt im Februar erneut ein "Auslandsgastspiel" in Frankreich: Noch bis Ende März absolviert der Hochgeschwindigkeitszug zwischen Lille und Calais Zulassungsfahrten mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern. Die Fahrten mit 350 Stundenkilometern wurden im vergangenen Jahr bereits abgeschlossen. Auf der rund 110 Kilometer langen Strecke werden einzelne Funktionen des Fahrzeugs getestet, beispielsweise die elektromagnetische Verträglichkeit und die Bremsfunktionen gemäß den französischen Vorschriften. Die Versuche werden mit einem achtteiligen ICE 3-Mehrsystemzug gefahren. Ziel der Fahrten ist, die Zulassung des Zuges für Frankreich zu erreichen.


Die EU-Kommission beanstandet im Februar die Rechtmäßigkeit der Vergabe von Regionalisierungsleistungen im Schienenverkehr in den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Hintergrund sind die Abschlüsse von langjährigen Exklusivverträgen mit der DB in den beiden vergangenen Jahren, gegen die die Bahnkonkurrentin Connex von Anfang an protestiert hatte. Aus Sicht der betroffenen Länder ist die Kritik der EU-Kommission an den Nahverkehrsverträgen mit der DB unberechtigt. Falls deutsche Gesetze mit Gesetzlichkeiten der Europäischen Union nicht übereinstimmten, müsse sich die EU-Kommission mit dem deutschen Gesetzgeber auseinandersetzen, sagte ein Sprecher der Thüringischen Regierung. Man habe sich bei der Vergabe der Leistungen an geltende Gesetze gehalten, so das Regionalisierungsgesetz und das Deutsche Eisenbahngesetz.


Nach den Insolvenzen der Flex AG und der NVAG im Sommer 2003 erwischt es jetzt das private Eisenbahnverkehrsunternehmen Karsdorfer Eisenbahngesellschaft mbH (KEG) sowie seine 100-prozentige Tochtergesellschaft Waggonbau Brüninghaus GmbH. Betroffen von der Insolvenz sind insgesamt 339 Mitarbeiter, 190 bei der KEG an den Standorten Rheine, Schwerte, Tröglitz und Karsdorf sowie 149 bei WB in Schwerte. Ende Februar stellt die KEG den Verkehr zwischen Bergen und Lauterbach auf der Insel Rügen ein, künftig fahren hier Züge der Connex-Tochter Ostmecklenburgische Eisenbahngesellschaft (OME) mit Sitz in Neubrandenburg.

März

Das Ringen um finanzielle Mittel des Bundes für den Ausbau der Schieneninfrastruktur geht weiter. Um wenigstens einen Bruchteil der Mautausfälle zu decken, soll die DB unter anderem vorzeitig langfristige zinslose Bundesdarlehen ablösen. Für das Bahnnetz sollen 2004 rund 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Für 2005 bis 2008 geht die Bahn davon aus, dass gegenüber der ursprünglichen Mittelfristplanung pro Jahr voraussichtlich über 800 Millionen Euro weniger für Investitionen zur Verfügung stehen werden. Daher werden auch Prioritätenlisten für die wichtigsten Bauvorhaben erarbeitet. Wieder in den Schlagzeilen steht auch die geplante Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt-Berlin, an der vor allem Politiker trotz der Finanzknappheit festhalten.

Berichte zu diesem Thema:

Stolpe: ICE-Strecke zwischen Erfurt und Nürnberg unverzichtbar (09.02.)
Bahn soll wegen der Maut-Ausfällen neue Schulden machen (18.02.)
Mehdorn spricht sich für Weiterbau der NBS Nürnberg-Erfurt aus (19.02.)
Schieneninvestitionen sinken um weitere 129 Mio Euro (20.02.)
"SZ" Eichel will für Verkehrsinvestititionen stille Reserven auflösen (26.02.)
Maut-Ausfälle: Bahn soll Kredite vorzeitig zurückzahlen (02.03.)
Bahn soll 3,88 Mrd Euro Bundeszuschüsse erhalten (05.03.)
Erneut Wirbel um ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt-Berlin (06.03.)
Bahn-Zuschüsse sinken angeblich auf 3,2 Milliarden Euro (13.03.)
Offenbar weitere Investitionskürzungen bei Verkehrsprojekten (20.03.)
Deutlich weniger Bundeszuschüsse für die Bahn (25.03.)
Schröder sagt Weiterbau der ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt zu (29.03.)
Bahnindustrie beklagt Investitionskürzung bei der Bahn (29.03.)
Stolpe: Weiterbau zahlreicher Bahnstrecken in 2004 gesichert (31.03.)



Die Staatsanwaltschaft Neuruppin untersucht im März Büroräume der DB sowie Privaträume des ehemaligen Brandenburger Verkehrsministers Hartmut Meyer, in dessen Amtszeit ein zehnjähriger Verkehrsvertrag mit der DB geschlossen wurde und der künftig als Berater für die DB tätig sein will. Im Zuge der Ermittlungen gegen die Bahn erweist sich der Korruptionsverdacht gegen Bahnchef Hartmut Mehdorn als unbegründet. Mehdorn hatte die Vorwürfe zuvor vehement zurückgewiesen. Die Vorwürfe hätten ihn "persönlich getroffen" und seien eine "unglaubliche Rufschädigung" gewesen, betont der DB-Chef. Im Juni werden die Ermittlungen gegen Meyer und die DB endgültig eingestellt.


Die DB stellt Mitte März im Aufsichtsrat die vorläufigen Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens im Geschäftsjahr 2003 vor. Danach stieg der Konzernumsatz vor allem auf Grund des Kaufs von Stinnes um gut 51 Prozent auf 28,2 Milliarden Euro. Das Betriebliche Ergebnis nach Zinsen lag mit minus 177 Millionen Euro besser als die im Dezember vorgestellte Prognose von minus 200 Millionen Euro. Für das laufende Jahr stellt Mehdorn einen kräftigen Sprung seines bislang defizitären Unternehmens in die Gewinnzone in Aussicht. Gleichzeitig bekräftigt der DB-Chef sein Ziel des baldigen Börsengangs. Man sei ab 2005 kapitalmarktfähig, heißt es zu dieser Zeit noch. Gleichzeitig werden neue Sparpläne bekannt. So soll die Zahl der Fahrkartenschalter insbesondere auf dem Land deutlich reduziert werden. In diesem Bereich, aber auch im Zugbegleiterdienst oder im Marketing sollen insgesamt weitere 1600 Stellen gestrichen werden. Außerdem will die DB ihr Beteiligungsunternehmen Mitropa Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft verkaufen. Das Vorhaben, auch die Touristiktochter Ameropa zu verkaufen, wird ab September vorerst nicht mehr weiterverfolgt.

Berichte zu diesem Thema:

DB will Mitropa AG und auch Ameropa verkaufen (03.03.)
Weiterer Stellenabbau bei der DB (06.03.)
DB: Verluste im vergangenen Jahr mehr als halbiert (13.03.)
"Focus": Ziel der Bahnreform verfehlt (22.03.)
DB will zahlreiche Fahrkartenschalter schließen (24.03.)
Expertenanhörung: Uneinigkeit über Börsengang (30.03.)
DB verkauft Mitropa an britische Compass Group (06.04.)
Stolpe will ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt in jedem Fall bauen (13.04.)
Bahnhilfen vorerst doch weiter als Zuschüsse (30.04.)



Aufatmen in Nürnberg: Die Zukunft des Bahn-Instandhaltungswerkes Nürnberg ist für die nächsten Jahre gesichert. Das teilen DB-Chef Hartmut Mehdorn und Bayerns Wirtschafts- und Verkehrsminister Otto Wiesheu im März auf einer Pressekonferenz in Nürnberg mit. Statt der bisher von der DB angestrebten Schließung soll das Werk am Redesign-Programm für 59 Fahrzeuge der ICE-1-Flotte beteiligt werden. Damit könne das Werk zunächst bis Mitte 2007 weitgehend ausgelastet werden, hieß es. Rund 320 Arbeitsplätze bleiben erhalten. Start des Modernisierungs-Programmes für die ICE-1-Flotte im Instandhaltungswerk Nürnberg soll voraussichtlich Ende 2004 sein, heißt es im März. Aus Geldmangel wurde dieser Termin aber inzwischen verschoben. Unklar ist offenbar derzeit auch, ob tatsächlich alle 59 ICE-1-Züge oder nur ein Teil das geplante Redesign erhält.


Positive Nachrichten betreffen im März die Verspätungssituation bei der DB: Nach dem Pünktlichkeitstief im vergangenen Jahr sind die Züge der DB fast alle wieder pünktlich. In den ersten Monaten dieses Jahres haben einem internen Bericht zufolge 93 Prozent aller Personenzüge den Fahrplan eingehalten. Am stärksten holte demnach der Fernverkehr auf: hier stieg die Pünktlichkeitsquote den Angaben zufolge von durchschnittlich 75 Prozent im Jahr 2003 auf knapp 90 Prozent. Von den Regionalzügen waren 92,7 Prozent pünktlich gewesen, im Gegensatz zu 86,4 Prozent im Vorjahr. Damit zeigt die von DB-Chef Hartmut Mehdorn zum Jahresanfang angekündigte Pünktlichkeitsoffensive erste Wirkung. Erstmals konnte im Februar auch die Talfahrt im Personenfernverkehr gestoppt werden, heißt im März in verschiedenen Zeitungsberichten. Vor allem wegen des gescheiterten Tarifsystems hat der Fernverkehr der DB im vergangenen Jahr allerdings einen Verlust von 470 Millionen Euro eingefahren.


Ein verheerender Terroranschlag erschüttert Mitte März Spanien und die ganze Welt. Bei einer Anschlagsserie mit zehn Bomben in vier Zügen werden knapp 200 Menschen getötet und 1400 verletzt. Daraufhin wird auch in Deutschland über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an Bahnhöfen diskutiert. In Frankreich sorgen unterdessen Bombendrohungen an Bahnstrecken für Beunruhigung. Mehrmals werden ganze Bahnstrecken nach möglichen Bomben von Bahnerpressen abgesucht und dabei Bomben mit mehreren Zündern entdeckt und entschärft.

Berichte zu diesem Thema:

Frankreich: Bombendrohung gegen Bahn (04.03.)
Erfolglose Bombensuche bei französischer Bahn (05.03.)
Fast 200 Tote bei Anschlägen in Madrid (12.03.)
Kritik an Forderung nach schärferen Kontrollen bei Bahn (13.03.)
Höhere Sicherheitsmaßnahmen bei der Bahn (15.03.)
Bahn sieht keine Chance auf hundertprozentige Terror-Sicherheit (16.03.)
Mehrere Bahnhöfen wegen Bombenverdachts geräumt (24.03.)
Neuer Bombenfund an Bahnstrecke in Frankreich (25.03.)

April

Mit einer ungewöhnlichen Auktion sorgt die DB im April für Aufsehen. Zehn Tage lang versteigert das Unternehmen im Internet-Auktionshaus eBay einen kompletten ICE 2 für eine Charter-Tagesfahrt. Die Fahrtroute der Hin- und Rückreise kann der erfolgreiche Bieter selbst bestimmen. Im Verlauf der Auktion kommt es zu Schwierigkeiten: die Auktion wird versehentlich im Rahmen der Sicherheitsmaßnahmen für den eBay-Marktplatz gelöscht. Die Versteigerung wird neu gestartet; den Zuschlag erhält schließlich die höchstbietende Tobit Software AG. Den Erlös von 30.200 Euro spendet die DB an den Verein Off-Road-Kids e. V., einer überregional tätigen Stiftung für Straßenkinder.


Mit einer Notbremsung verhindert im April ein ICE-Lokführer bei Kamen (Nordrhein-Westfalen) eine mögliche Katastrophe. Unbekannte hatten nach Angaben der Dortmunder Staatsanwaltschaft mehrere jeweils 17,5 Kilogramm schwere Metallplatten mit elf Metallschrauben auf dem Gleis der Strecke von Köln nach Berlin befestigt. Dank der schnellen Reaktion wird keiner der 200 Reisenden verletzt, es bleibt bei einem Sachschaden von rund 30000 Euro. Trotz intensiver Fahndung, darunter auch in mehreren TV-Sendungen und einer ausgesetzten Belohnung ist die Fahndung nach den Tätern bislang erfolglos geblieben. Nach dem Anschlag kommen Forderungen nach einer Einzäunung des gesamten Eisenbahn-Streckennetzes wie in vielen anderen europäischen Ländern auf. Die DB weist dies aber als völlig unrealistisch zurück. Unterdessen geht ein Zusammenstoß eines ICEs mit einem Traktor, der von einem Weinhang auf die Bahnstrecke Freiburg - Basel gestürzt war, glimpflich aus. Lediglich das 1. Drehgestell des vorderen Zugteils entgleiste mit zwei Achsen, im Zug erlitten der Lokführer und ein Fahrgast leichtere Verletzungen. Glück im Unglück: Ein entgegenkommender Zug streift den entgleisten ICE, bleibt aber im Gleis.

Berichte zu diesem Thema:

ICE mit Traktor zusammengestoßen (02.04.)
Anschlag auf ICE-Strecke (05.04.)
Noch keine heiße Spur bei Anschlag auf ICE (06.04.)
Zäune um Gleisanlagen? (07.04.)
Neubaustrecke wegen Drohanruf über eine Stunde gesperrt (09.04.)
DB setzt Belohnung zur Aufklärung von ICE-Anschlag aus (16.04.)
Experten-Gutachten sollen Ermittlungen zu ICE-Anschlag voran bringen (28.05.)
ICE-Anschlag wäre ohne große Folgen geblieben (09.06.)



Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) stellen im April die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Demnach schreibt der SBB Konzern wieder schwarze Zahlen. In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld erzielte das Unternehmen 2003 einen Jahresgewinn von 24,9 Millionen Schweizer Franken, im Vorjahr wurde noch ein Verlust von 12 Millionen Schweizer Franken verbucht. Im Güterverkehr gelang im zurückliegenden Geschäftsjahr auf der Kostenseite eine Trendwende. Vor allem durch Restrukturierungsmaßnahmen im Personalbereich sowie einem stark verbesserten Kostenmanagement beim Betriebsaufwand konnte der Jahresverlust gegenüber dem Vorjahr um zwei Drittel von 96,1 auf 33,1 Millionen Schweizer Franken reduziert werden.


Im April zeigt die DB nach einem Bericht der "Salzburger Nachrichten" Interesse am ÖBB-Güterverkehr Rail Cargo Austria. "Wir denken als europäische Güterbahn. Die Rail Cargo Austria ist für uns sicher interessant", sagt der Wettbewerbsbeauftragte der DB, Alexander Hedderich, am Rande einer Veranstaltung der Arbeiterkammer (AK) in Wien. Seiner Ansicht nach werden in den nächsten Jahren nur drei bis vier große europäische Eisenbahngruppen überleben. Die Österreichischen Bundesbahnen weisen das Angebot der DB scharf zurück. "Wir brauchen keine Entwicklungshilfe", zitiert die "Financial Times Deutschland" (FTD) einen Sprecher der ÖBB.


Arbeitskampf bei der Berliner S-Bahn: Nicht nur, dass der längst paraphrierte Verkehrsvertrag vom Berliner Senat nicht unterschrieben wird, im April streiken auch die Mitarbeiter. Für eine Stunde legen sie unangekündigt am 21. April den morgendlichen Berufsverkehr teilweise lahm. Etwa 120 Züge fallen aus, 40 000 Fahrgäste kommen nach Angaben der S-Bahn zu spät. Da eigentlich vereinbart worden war, vor Beginn der Verhandlungen auf Streiks zu verzichten, droht die Berliner S-Bahn-GmbH den Streikenden mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen, nimmt davon einen Tag später aber wieder Abstand. Die Verhandlungen kommen derweil nicht voran, so dass die Verhandlungen für gescheitert erklärt werden und ein zweistündiger Warnstreik folgt, bevor das Schlichtungsverfahren beginnt. Erst im Juni kann eine Einigung erzielt werden.

Berichte zu diesem Thema:

Berlin: S-Bahn-Vertrag wird vorerst nicht unterschrieben (01.03.)
Verkehrsvertrag für S-Bahn Berlin GmbH unterschriftsreif (27.03.)
Tarifstreit: Behinderungen bei Berliner S-Bahn möglich (21.04.)
Arbeitsniederlegung bei der S-Bahn in Berlin (22.04.)
Keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen für Berliner S-Bahner (23.04.)
Gysi vertritt Berliner S-Bahner im Schlichtungsverfahren (28.04.)
Schlichtung bei Berliner S-Bahn ausgesetzt (10.05.)
S-Bahn Berlin: Schlichtungsverfahren soll diese Woche fortgesetzt werden (26.05.)



Ende April starten am Bayrischen Bahnhof in Leipzig die Vorbereitungen für den Bau des Citytunnel Leipzig. Bis August 2004 lässt die Bahntochter DB ProjektBau GmbH im Auftrag der Bauherren des Citytunnel Leipzig die alten Bahnanlagen am Bayerischen Bahnhof entfernen. Der Rückbau von 14.000 Metern Schiene, 70 Weichen, 20.000 Metern Oberleitung und 80 Masten sorgt für Baufreiheit für den Aushub einer Startgrube für den Tunnelvortrieb im Frühjahr 2005. Die Grube entsteht zwischen historischem Portikus und dem Bayerischen Platz. Bis Ende 2005 wird hier die Tunnelvortriebsmaschine montiert. Der Vortrieb soll ab Jahresbeginn 2006 beginnen. Der einschließlich der Rampen rund vier Kilometer lange Citytunnel Leipzig wird die Innenstadt von Leipzig ab 2009 auf einer Länge von 1,8 Kilometern unterqueren und für eine optimale Anbindung der City an die Achsen des Nord-Süd-Nahverkehrs in der mitteldeutschen Region sorgen. Die Gesamtkosten für das Bauwerk betragen 571,62 Millionen Euro. Sie setzen sich zusammen aus Finanzierungen des Freistaates Sachsen, aus Mitteln der Europäischen Union, des Bundes, der Stadt Leipzig sowie der DB.

Mai

Wirbel um den "Rasenden Roland": Nachdem die Schmalspurbahn bereits im März von Bernhard van Engelen an den neuen Eigentümer Ludger Guttwein übergegangen war, wird Ende April aufgrund eines durch die Einwirkung von Nässe beschädigten Bahndammes die Strecke des "Rasenden Rolands" zwischen Putbus und Göhren auf der Insel Rügen mit sofortiger Wirkung gesperrt. Im Mai überschlagen sich dann die Ereignisse. Das Land Mecklenburg-Vorpommern beantragt das Insolvenzverfahrens für die Rügensche Kleinbahn, da das Land zwar offenbar Geld an die Gesellschaft zahlte, diese aber keine Zugleistungen erbrachte. Für Aufregung sogt eine Nacht- und Nebel-Aktion von Neuinhaber Guttwein. Zwei der sechs Lokomotiven werden auf sein Geheiß mit einem Lastzug vom Betriebsbahnhof zu dessen Eisenbahnmuseum nach Prora transportiert. In der Folge wird das gesamte operative Geschäft der Schmalspurbahn eingestellt und fast allen 53 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt. Zwei Wochen später dann eine überraschende Wende: der Verkauf des rasenden Rolands wird rückgängig gemacht. Besitzer ist jetzt wieder Bernhard van Engelen. Alle Kündigungen werden rückgängig gemacht, plötzlich verkehren auch wieder Züge, ohne dass große Bautätigkeit am angeblichen durchweichten Bahndamm beobachtet wurden.

Berichte zu diesem Thema:

"Rasender Roland" verkauft (12.03.)
Vorübergehend kein Zugverkehr beim Rasenden Roland (28.04.)
Wirbel um "Rasenden Roland" (08.05.)
Kündigungen beim "Rasenden Roland" (12.05.)
"Rasender Roland" wieder unter Dampf (24.05.)
Chronik: Rückblick auf die Geschehnisse beim Rasenden Roland (05.06.)



Istanbul - Köln in 79 Stunden, das schafft im Mai ein Testgüterzug. Damit wird die Möglichkeit nachgewiesen, die Strecke vom Bosporus bis nach Köln über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich ohne Lokwechsel zurücklegen zu können. Hierfür stellte Siemens eine interoperable Mehrsystem-Lok vom Typ "Eurosprinter" zur Verfügung. Zum anderen soll der Grundstein gelegt werden für regelmäßige und dabei schnelle, durchgehende und zuverlässige Güterzüge im Shuttle-Verkehr zwischen Deutschland und der Türkei. Am Projekt "Asien-Europa-Express" beteiligt sind die DB-Güterbahn Railion, die türkische Bahn TCDD, die bulgarische Bahn BDZ, die rumänische Bahn CFR, die ungarischen Bahnen MAV und GySEV sowie die österreichische Bahn ÖBB.


Das Betriebssystem Linux wird künftig eine der strategischen Serverplattformen für die Bahn-IT sein. Soweit möglich und sinnvoll sollen neue IT-Systeme auf dieser Plattform basierend entwickelt und bereits vorhandene Systeme umgestellt werden. Von diesem Schritt verspricht sich die Bahn Kostenvorteile in Höhe von mehreren Millionen Euro pro Jahr. Darüber hinaus bietet Linux durch die Herstellerunabhängigkeit mehr Flexibilität. In der Vergangenheit hat die Bahn bereits positive Erfahrungen mit dem Open-Source-Betriebssystem gesammelt, beispielsweise bei der Fahrplanauskunft der Bahn.


Das Regierungspräsidium Karlsruhe übergibt im Mai der DB offiziell die "raumordnerische Beurteilung" zur Streckenführung der Neubaustrecke Rhein/Main - Rhein/Neckar in Baden-Württemberg und lehnt darin die von der Bahn eindeutig bevorzugte Variante mit einem Bypass für Mannheim ab, da die Trasse an Mannheim vorbei zu viel Fläche verbrauche und die Fernverkehrsanbindung des Rhein-Neckar-Dreiecks gefährde. Unterdessen wird der Bau der Trasse ohnehin immer ungewisser, da neue Pläne des Bundes für Mittelkürzungen bei der Schieneninfrastruktur bekannt werden. Damit sind auch Hartmut Mehdorns Börsenpläne bedroht. Bahn und Politik betonen aber nach wie vor, 2006 sei die DB kapitalmarktfähig.

Berichte zu diesem Thema:

Mannheimer Bypass abgelehnt (19.05.)
Bundesregierung will bei Bahn weiter kürzen (21.05.)
Grünenpolitiker Schmidt: "Bahnbörsengang wird zum Witz" (22.05.)
Gutachten: Bahn muss für raschen Börsengang Sanierung forcieren (24.05.)
Regierung hält Bahn-Börsengang 2006 für möglich (27.05.)



Das Jahrhundertprojekt eines 56 Kilometer langen Bahntunnels unter den Alpen hindurch rückt im Mai etwas näher. Die Verkehrsminister von Italien und Österreich unterzeichnen eine Vereinbarung, in der unter anderem die Planung und Finanzierung des sogenannten Brenner-Basistunnels geregelt wird. Demnach wird in der Planungsphase bis 2006 eine zwischenstaatliche Kommission eingerichtet, die Bedingungen für die Durchführung der Studien, Untersuchungen und vorbereitenden Arbeiten erheben soll. Für den Bau des Tunnels soll eine Europäische Aktiengesellschaft gegründet werden. Für die Finanzierung streben Italien und Österreich einen möglichst hohen Zuschuss der EU an. Konkret solle die Planung des Basistunnels von der EU zu 60 Prozent mitfinanziert werden, der Bau selbst zu 20 Prozent.


Die "Rollende Landstraße" zwischen Dresden und dem tschechischen Lovosice wird nur wenige Wochen nach der EU-Osterweiterung am 01. Mai eingestellt. Nach dem Wegfall der Zollkontrollen an der Grenze zu Tschechien war die Auslastung der Züge von siebzig bis achtzig Prozent in den vergangenen Jahren drastisch auf unter 10 Prozent eingebrochen, weil die Lkw-Unternehmer wieder auf die Straße ausweichen. Damit ist das Projekt nicht mehr finanzierbar. Während die letzten Züge fast leer rollen, sind die Bundesstraßen Richtung Tschechien mit Lkw's verstopft, neue Autobahnen werden gefordert. Ein weiteres Beispiel für das Versagen deutscher (Verkehrs-)Politik...

Juni

Zum kleinen Fahrplanwechsel am 13. Juni gibt es einige Anpassungen. Neu ans Bahnnetz geht an diesem Tag der Bahnhof am Flughafen Köln/Bonn. Zahlreiche Regionalzüge und auch der DB-Fernverkehr machen jetzt direkt unter dem Terminalgebäude des zweitgrößten Flughafens Nordrhein-Westfalens Station. Die ICE-Linie Köln - Hannover - Berlin wird nach Süden bis zum Airport Köln/Bonn verlängert. Darüber hinaus treten bei der Bahn am 13. Juni 2004 geringfügige Fahrplananpassungen in Kraft. Um Verspätungen auf der stark belasteten Berliner Stadtbahn zu reduzieren, halten die ICE auf der Linie Hamburg - Berlin - Leipzig - München - außer in Tagesrandlagen - künftig nicht mehr am Flughafen Berlin-Schönefeld. Auf der ICE-Linie Münster - Köln Deutz - Frankfurt/M. wird das Zugangebot deutlich reduziert. Einzelne Züge verkehren nur noch zwischen Frankfurt/M. und Köln-Deutz oder Essen. Als Grund für die Streichungen gibt die Bahn eine mangelnde Auslastung der Züge an.


Die DB Regionalbahn Schleswig-Holstein wird von Ende 2005 an wieder die Züge auf der Strecke Hamburg-Flensburg-Padborg betreiben. Außer der Regionalbahn hatten auch die Länderbahn AKN, die Hamburger Hochbahn und die private Nord-Ostsee-Bahn (NOB), deren Züge zurzeit auf der so genannten Flex-Strecke zwischen Hamburg und Flensburg/Padborg (190 Kilometer) fahren, Angebote für die Strecke abgegeben. Ausschlaggebend für die Entscheidung war letztlich das günstige Angebot der DB. Sie will die Strecke mit einem Landeszuschuss von jährlich nur 4,78 Millionen Euro fahren. Die NOB erhält derzeit 6,42 Millionen Euro. Unterdessen berichtet die "Welt am Sonntag", die DB fordere von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein rund zehn Millionen Euro zurück, die durch den Betrieb der privaten Bahn FLEX AG zwischen Hamburg, Flensburg und Padborg aufgelaufen sind. Diese Summe ergebe sich aus den Trassenentgelten und Nebenleistungen, die von der DB für die FLEX AG erbracht worden seien.


Die DB und der geplante Börsengang - Thema auch im Juni: Der BahnBeirat, ein Expertengremium aus Wissenschaft und Wirtschaft, spricht sich für einen Börsengang der DB im Jahr 2006 aus. Nur einen Tag später wendet der Bundestag sich mit den Stimmen aller Fraktionen gegen einen überstürzten Börsengang der DB bereits im Jahr 2006. Die Abgeordneten fordern die Bundesregierung auf, eine Entscheidung über einen Börsengang erst nach einer mehrjährigen positiven Gewinnentwicklung des Konzerns zu treffen. Diese dürfe nicht auf Leistungen des Bundes beruhen, sondern müsse unternehmerisch erwirtschaftet sein, heißt es. Die DB will sich dagegen bei ihrem Weg zur Kapitalmarktfähigkeit nicht von der Politik oder skeptischen Gutachten ausbremsen lassen. Mit scharfen Worten reagiert Bahn-Chef Hartmut Mehdorn auf einen Brief aus der Industrie an den CDU-Politiker Dirk Fischer, in dem sich die Verfasser unter anderem für eine Trennung von Netz und Betrieb aussprechen, und verbittet sich eine Einmischung.

Berichte zu diesem Thema:

Verzögerung beim Bahn-Börsengang? (07.06.)
BahnBeirat empfiehlt Börsengang des DB-Konzerns bis 2006 (18.06.)
Bundestag gegen überhasteten Börsengang der Bahn (19.06.)
DB will trotz Gegenwind bis 2006 börsenreif sein (21.06.)
Mehdorn verwahrt sich gegen Kritik an "übereiltem" Bahn-Börsengang (30.06.)
Schienenverkehrsexperten diskutierten materielle Privatisierung der DB (12.07.)



Der seit Monaten dauernde Tarifstreit bei der Berliner S-Bahn wird Mitte Juni beigelegt. Die Tarifkommission nimmt den Schlichterspruch nach stundenlangen Verhandlungen an. Danach werden die Einkommen der rund 4.000 Beschäftigten ab 1. August dieses Jahres um 3,2 Prozent erhöht. Außerdem wird eine Beschäftigungssicherung bis zum 31.07.2006 vereinbart. Als Gegenleistung für diese Garantie wird die Arbeitszeit ab 1. August von 38 auf 37 Stunden gekürzt - bei einem Lohnausgleich nur für die unteren Einkommensgruppen. Neu beginnen im Juni die Verhandlungen für einen Flächentarifvertrag bei der DB. Die Gewerkschaften wollen vor allem das Ende 2004 auslaufende Beschäftigungsbündnis verlängern, die DB strebt einen Flächentarifvertrag mit wettbewerbsfähigen und zukunftsfähigen Beschäftigungsbedingungen für schienengebundene und Verkehrsinfrastrukturunternehmen an. Vor allem sollen die Arbeitskosten gesenkt und die Produktivität gesteigert werden.

Berichte zu diesem Thema:

Schlichterspruch im Berliner S-Bahn-Streit (09.06.)
Tarifstreit bei S-Bahn Berlin beendet (18.06.)
Verhandlungen zum Flächentarifvertrag starten (21.06.)
Tarifverhandlungen über Flächentarifvertrag unterbrochen (24.06.)
Tarif-Spitzengespräch zwischen Bahn und Gewerkschaften (26.06.)
Bahn: Voraussetzungen für Flächentarif geschaffen (29.06.)



Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,1 Milliarden erzielt. Das teilt das Unternehmen Mitte Juni bei seiner Bilanzpressekonferenz mit. Demnach wurde ein über Plan liegendes Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 100 Mio. Euro erzielt. Im Personenverkehr wurden 278 Mio. Fahrgäste befördert. Auch im Güterverkehr konnten sich die ÖBB im Vorjahr erfolgreich behaupten. Durch eine Vielzahl von Maßnahmen konnten die ÖBB ihre Marktposition im internationalen Güterverkehr mit einem Plus von 1,1 Prozent auf 65,7 Mio. Tonnen steigern. Die beförderte Tonnage lag mit rund 87 Mio. Tonnen auf Vorjahresniveau, wobei die Tonnenkilometer um 1,2 Prozent auf 17,8 Mrd. stiegen.


Die Fluggesellschaft DBA darf ihren Namen weiterhin benutzen. Das Hamburger Landgericht weist im Juni eine Unterlassungsklage der Bahn ab, die ihre eigene Marke DB verletzt sah und der Fluggesellschaft die Nutzung des Namens untersagen lassen wollte. Schiene und Luft seien so unterschiedlich, dass eine Verwechslungsgefahr ausgeschlossen sei, urteilten die Richter. Die DB werde automatisch mit dem Schienenverkehr in Verbindung gebracht, nicht mit einem Luftfahrtunternehmen. Die Bahn sieht das anders. Das Kürzel DB sei "eine der wertvollsten Marken", und müsse deshalb auch geschützt werden.

Juli

Die DB teilt im Juli mit, dass nur noch bis Ende des Monats die Fahrkarten im Zug mit EC-Karte bezahlt werden können. Als Grund wird angeführt, dass durch den Missbrauch von EC-Karten die Zahlungsausfälle in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen seien. Im Zug ist - anders als im ReiseZentrum oder an Automaten - eine Onlineprüfung technisch nicht möglich, so dass bisher das Lastschriftverfahren genutzt wird, bei dem mit der Unterschrift ein Abbuchungsauftrag erteilt wird. Allerdings gibt es hierbei keine Garantie der Kreditinstitute, dass der Betrag auch bei mangelnder Bonität oder bei Missbrauch gutgeschrieben wird.


Im Sommer 2004 wird Bahnfahren so günstig wie schon lange nicht mehr. Mit mehreren Sonderangeboten lockt die DB Nicht-Bahnfahrer in die Züge. So können junge Leute unter 27 Jahre für 199 Euro einen Monat lang quer durch Deutschland fahren und dabei alle Züge nutzen. Zu einem echten Verkaufsschlager entwickelt sich das kontingentierte SommerSpezial, bei dem die Fahrgäste im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. August für 29 Euro (bei Schalterbuchung 34 Euro) einen Tag lang unbegrenzt durch Deutschland fahren können. Ende Juli haben bereits 500.000 Fahrgäste das Angebot gebucht. Am 1. August kommen noch die Ziele Amsterdam, Brüssel, Zürich und Wien dazu. Nur 39 Euro kostet die einfache Fahrt in der 2. Klasse von jedem Bahnhof in Deutschland in die vier europäischen Metropolen.


Anfang Juli verabschiedet der Bundestag den neuen Bundesverkehrswegeplan. Darin sind für den Ausbau der Schienenwege 30 Milliarden Euro vorgesehen, gegenüber 44 Milliarden Euro für die Straße. Kritiker wie die Bahngewerkschaft Transnet monieren, der Plan sei viel zu straßenlastig. Ein Ausbau des Schienennetzes sei damit praktisch nicht mehr möglich, sogar der Bestand des Schienennetzes sei gefährdet. Mitte Juli einigen sich Bundesregierung und Bahn auf die Verwirklichung von 66 Aus- und Neubauprojekten. Demnach wird die DB wegen der leeren Kassen des Bundes in den nächsten vier Jahren so gut wie kein neues Schienenprojekt angehen können. Gleichzeitig verhängt die DB hat angesichts der anhaltend schwachen Konjunktur einen konzernweiten Ausgabenstopp für Sachaufwendungen, um so die für einen Börsengang dringend benötigten schwarzen Zahlen in der Jahresbilanz zu sichern. Die deutsche Bahnindustrie befürchtet wegen fehlender Aufträge einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen.

Berichte zu diesem Thema:

Bundesverkehrswegeplan "zu straßenlastig" (02.07.)
"Deutschland auf dem Weg in die Asphaltrepublik" (07.07.)
Bund und Bahn über 66 Schienenprojekte einig (17.07.)
Bahn verhängt Ausgabenstopp (22.07.)
Bahnindustrie befürchtet massiven Stellenabbau (30.07.)
Zeitung: Bahn verhängt "qualifizierten Ausgabenstopp" (02.08.)



Angesichts schwerer Unfälle und unzuverlässiger Fahrpläne nimmt die Regierung in London die Verwaltung der britischen Bahnen acht Jahre nach der Bahnprivatisierung wieder selbst in die Hand. Die bisher für die Zusammenarbeit zwischen Staat und privaten Betreibern zuständigen Behörde Strategic Rail Authority (SRA) soll aufgelöst werden; der Großteil ihrer Befugnisse soll künftig vom Verkehrsministerium wahrgenommen werden, darunter die Netz- und Investitionsplanung. Auch die Vergabe des Streckenbetriebs in den verschiedenen Regionen des Königreichs soll künftig wieder von Darlings Ressort entschieden werden.


Auf einer Pressefahrt befahren die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) Mitte Juli erstmals die Bahn-2000-Neubaustrecke Mattstetten - Rothrist. Die Inbetriebnahme der 45 Kilometer langen Neubaustrecke zwischen Mattstetten und Rothrist sei für die SBB "ein großes Ereignis", sagt Hans-Jürg Spillmann, operativer Leiter SBB-Infrastruktur, vor der Presse. Ähnlich große Schritte seien in der Geschichte der Schweizer Bahn in den letzten hundert Jahren nur wenige unternommen worden. Die Neubaustrecke ist das Herzstück für das Projekt Bahn 2000, das zum Fahrplanwechsel im Dezember startet und massive Angebotssteigerungen mit sich bringt.


Um den geplanten Rhein-Ruhr-Express zwischen Düsseldorf und Dortmund gibt es im Juli Wirbel. Die nordrhein-westfälische Landesregierung weist WDR-Informationen zurück, denen zufolge die Planungen für den Rhein-Ruhr-Express gestoppt oder ins Stocken geraten sein sollen. Nur wenige Tage später macht die Nachricht von möglichen massiven Kostensteigerungen die Runde. Eine Finanzierungsstudie des Londoner Bankhauses Rothschild geht von Bau- und Anschaffungskosten in Höhe von 3,02 Milliarden Euro für die Strecke Dortmund-Bonn aus. Bisher waren die Kosten auf gut zwei Milliarden Euro geschätzt worden, allerdings für die kürzere Strecke Dortmund-Köln. Bei einer Parteikonferenz bekennt sich Bundeskanzler Gerhard Schröder zu den Plänen des "Rhein-Ruhr-Express" als schneller S-Bahn-Verbindung zwischen Dortmund und Köln/Bonn bekannt, macht allerdings auch keine konkreten Angaben über die Finanzierung.

August

Am 10. August bricht in einem Tunnel der Berliner S-Bahn in der Nähe des Anhalter Bahnhofs ein Feuer aus. Dank des besonnenen Handelns des Personals können die Fahrgäste des Unglückszuges sowie einer nachfolgenden S-Bahn über Notausgänge in Sicherheit gebracht werden. Lediglich drei Personen erleiden Rauchvergiftungen und müssen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Ursache für das Feuer ist ein technischer Defekt. Vier Tage später wird der Verkehr wieder aufgenommen, erst am 23. Dezember können aber wieder die ersten Züge an der provisorisch hergerichteten Station Anhalter Bahnhof halten.


Im August werden vorsorglich alle Fahrzeuge der Baureihe VT 612 zu Untersuchungen in die Werke gerufen, nachdem bei einer planmäßigen Instandhaltung an einem Dieseltriebfahrzeug der Baureihe ein Anriss in einer Radsatzwelle entdeckt worden war. Auf den betroffenen Zugstrecken kommt der Fahrplan erheblich durcheinander, da ersatzweise langsamere lokbespannte Züge eingesetzt werden. Auch die Fernverkehrsstrecke Nürnberg - Dresden ist erneut betroffen, wo 20 dem Fernverkehr überwiesene Dieseltriebwagen der Baureihe seit vergangenen Dezember die endgültig aus dem Verkehr gezogenen Diesel-ICEs ersetzten. Die Züge kehren nach den Untersuchungen nach und nach in den Betrieb zurück, allerdings werden die Wartungsintervalle mit Ultraschallprüfungen verkürzt und die Neigetechnik bleibt abgeschaltet. Zwei Wochen später werden die vorsorglichen Ultraschallprüfungen auch auf den Vorgänger VT 611 ausgedehnt. Auch Ende Dezember ist noch keine Lösung des Problems in Sicht. Von der DB nicht bestätigten Meldungen zufolge soll für einen erneuten Neigetechnikbetrieb eine Neukonstruktion der Achsen erforderlich sein. Wenigstens gibt es wegen der Probleme mittlerweile keine Verspätungen mehr: zum Fahrplanwechsel werden die verlängerten Fahrzeiten in den Fahrplan eingearbeitet.


Die DB legt Mitte August ihre Halbjahresbilanz vor. Demnach liegt der Konzernumsatz in den ersten sechs Monaten zwar mit 11.719 Millionen Euro unter dem Wert des Vorjahres, auf vergleichbarer Basis sei jedoch ein Umsatzanstieg von 4,1 Prozent zu verzeichnen, betonte die DB. Die Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr stieg leicht auf 33,9 Milliarden Personenkilometer an. In dem insgesamt etwa um zwei Prozent rückläufigen deutschen Personenverkehrsmarkt kann der DB-Konzern damit seinen Marktanteil erneut ausbauen. Die Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr wächst um sieben Prozent auf 41,6 Milliarden Tonnenkilometer. Unterdessen berichtet die "FTD", die DB wolle bei bereits beschlossenen Infrastrukturprojekten sparen. So wolle das Unternehmen Kosten von rund 90 Millionen Euro einsparen, indem es auf den Ausbau der bestehenden Strecke München-Ingolstadt-Nürnberg verzichte.


Am 12.08., dem zweiten Jahrestag nach dem Hochwasser vom August 2002, zieht die DB eine Bilanz des Wiederaufbaus nach den Flutschäden. Demnach sind die großen Bauvorhaben zur Schadensbeseitigung bei der DB bereits abgeschlossen oder werden in den kommenden Wochen vollendet. Die nächste Inbetriebnahme erfolgt am 21. August 2004 auf der Regionalstrecke Meißen - Döbeln - Leipzig. Hier verkehren die Züge nach dem Abschluss der Bauarbeiten wieder durchgehend. Die DB war mit einem Gesamtschaden in Höhe von 1,025 Milliarden Euro das vom Hochwasser 2002 am stärksten betroffene Unternehmen. Für die Wiederherstellung der Infrastruktur haben Bundesregierung und Europäische Union 680 Millionen Euro zugesagt. Die Lücken im Schienennetz entlang von Weißeritz, Müglitz und Mulde konnten in den zurückliegenden Monaten rasch und weitgehend geschlossen werden.


Nach langem Hickhack unterschreiben Ende August die S-Bahn Berlin GmbH, der Senat von Berlin und das Land Brandenburg den Verkehrsvertrag für die Berliner S-Bahn. Die Vertragsunterzeichnung stellt sicher, dass der S-Bahn-Betrieb in vollem Umfang weitergeführt wird. Der neue Verkehrsvertrag hat eine Laufzeit von 15 Jahren und beinhaltet einen erheblichen Langzeitrabatt. Nach zwei Dritteln der Laufzeit, also zum Ende des Jahres 2013, wird ein Drittel der Leistung ausgeschrieben. Auch die im Rahmen des Verbundtarifes anstehende Einnahmeaufteilung mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), die U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen betreibt, wird darin geregelt.

September

Alle zwei Jahre verwandelt sich Berlin im September für vier Tage zum Schienenmekka - dann findet nämlich in der Messe Berlin die internationale Branchenleitmesse InnoTrans statt. Vom 21. bis 24. September stellen in diesem Jahr über 1.350 Unternehmen aus 35 Ländern ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen vor. In den Hallen und auf dem Freigelände sind über 80.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche (brutto) belegt. Dazu kommen 2.000 laufende Meter für Präsentationen auf der Gleisanlage. Mit einer ausländischen Beteiligung von 45 Prozent baut die InnoTrans ihre Position als Leitmesse der internationalen Schienenverkehrstechnik weiter aus.

Berichte zu diesem Thema:

InnoTrans 2004: Hightech-Parade auf Messegleisen (31.08.)
InnoTrans 2004: Welttreffen der Schienenverkehrstechnik (21.09.)
Die DB auf der InnoTrans (21.09.)
Sonderseite zur InnoTrans



Im September kocht die Diskussion um den geplanten Börsengang der DB im Jahr 2006 wieder richtig auf. Noch am 5. September konkretisiert Bahn-Chef Hartmut Mehdorn den Zeitplan für den geplanten Börsengang. Der "Welt am Sonntag" sagte Mehdorn, Ziel müsse es sein, "dass unser Eigentümer den Börsengang der Bahn bis zur Bundestagswahl im Jahr 2006 aufs Gleis bringt." Ein Gutachten der Investmentbank Morgan Stanley, wonach sich die Lage für einen Börsengang in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert habe, und Meldungen, die DB vernachlässige ihr Schienennetz, heizen die Diskussion weiter an. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, sie versuche mit allen Mitteln, ihre Bilanz aufzubessern. Dann die Kehrtwende: Aufsichtsratschef Michael Frenzel verkündet - angeblich ohne vorherige Absprache mit Hartmut Mehdorn, dafür aber mit Bundeskanzler Gerhard Schröder - die Aufschiebung der Börsenpläne. In der Folge gerät in Mehdorn in die Schusslinie. Von vielen Seiten wird sein Rücktritt gefordert, da nach Ansicht der Kritiker seine ehrgeizigen Börsenpläne gescheitert sind, aber auch, weil der Bahnchef im Clinch mit einigen Verkehrspolitikern liegt.

Berichte zu diesem Thema:

DB setzt auf langfristige Investoren (04.09.)
Bahn-Chef will Börsengang vor Bundestagswahl 2006 (06.09.)
"SZ": Kritik an DB Bahn wegen Vernachlässigung des Schienennetzes (09.09.)
Morgan Stanley offenbar skeptischer bei Bahn-Börsengang (11.09.)
Mehdorn streitet wegen Gutachten zur Bahn mit BDI und DIHK (13.09.)
"Tagesspiegel": Sparkurs der Bahn geht an die Substanz (13.09.)
"SZ": Notfalls Sanktionen gegen die DB (14.09.)
Morgan Stanley hat Zweifel an Kapitalmarktfähigkeit der DB (16.09.)
Regierung verlangt von der Bahn mehr Transparenz (20.09.)
Transnet fordert Kurswechsel bei DB-Börsengang (22.09.)
Börsenpläne der DB aufgeschoben (23.09.)
Kanzler stärkt Bahnchef den Rücken (24.09.)
Sondersitzung des Bahn-Vorstands zu Börsenfähigkeit (27.09.)
Treffen des Bahnvorstands zur aktuellen Lage (28.09.)
Mehdorn legt Streit mit Parlament bei bei (30.09.)
Rückendeckung für Mehdorn vom Bahnaufsichtsrat (08.10.)



Trotz verbesserter Zahlen fährt die Fernverkehrssparte weiterhin den Erwartungen hinterher. Im Juli habe der Betriebsverlust aber auf knapp sechs Millionen Euro begrenzt werden können, heißt es in einem Zeitungsbericht. Die DB rechnet dem Bericht zufolge beim Fernverkehr für 2004 mit einem Betriebsverlust nach Zinsen von rund 260 Millionen Euro statt angepeilter minus 140 Millionen Euro. Dank verschiedener Sonderpreisaktionen konnte die Auslastung aber gesteigert werden. Im Juli lag die Auslastung bei 42,9 Prozent, im August sogar bei 43,2 Prozent. Im vergangenen Jahr betrug die Auslastung noch 39,9 Prozent bzw. 40,2 Prozent. Auch im Gastronomiebereich ist offenbar eine Trendwende gelungen. Den Angaben zufolge wird im Vergleich zum Vorjahr in diesem Jahr im Gastronomiebereich bisher einen Umsatzanstieg von rund 18 Prozent verzeichnet.


Mitte September wird bekannt, dass die DB erwägt, vor allem aufgrund der gestiegenen Energiepreise die Bahnfahrpreise erneut anzuheben. Noch bevor dies offiziell beschlossen ist, kommt von allen Seiten Kritik an dem Vorhaben. Moniert wird z.B., dass die letzte Erhöhung im Fernverkehr erst im April erfolgt sei. Die DB lässt sich davon aber nicht beirren. Am 21. September gibt sie bekannt, dass die Preise im Fernverkehr zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember durchschnittlich um 3,5 Prozent steigen sollen, wobei es je nach Entfernungen größere Unterschiede geben soll. Auch im Nahverkehr sind Preissteigerungen geplant. Da die Länder, die hier ein Mitspracherecht haben, strikt gegen die Pläne sind, wird die Genehmigung vom Bundesverkehrsministerium erst Ende November erteilt.

Berichte zu diesem Thema:

Preiserhöhungen im Fernverkehr? (10.09.)
Der "Tagesspiegel": Bundesländer lehnen Bahnpreiserhöhung ab (11.09.)
Grüne wollen Fahrpreiserhöhung bei Bahn stoppen (14.09.)
Noch keine Preiserhöhungen beschlossen (18.09.)
Trittin kritisiert mögliche Preiserhöhungen bei der Bahn (20.09.)
Preiserhöhungen bei DB offenbar beschlossene Sache (21.09.)
Bahnpreise steigen im Dezember um durchschnittlich 3,5 Prozent (22.09.)
Länder lehnen Fahrpreiserhöhung der Bahn ab (22.09.)
DB darf Preise im Nahverkehr anheben (27.11.)



Ende September wird das Projekt eines gemeinsamen europäischen Hochgeschwindigkeitszuges beerdigt. Offiziell heißt es, mit der Vorlage des funktionalen Lastenhefts für die Beschaffung eines europäischen Hochgeschwindigkeitszugs werde die vorbereitende Phase im gemeinsamen Projekt von DB, französischer SNCF sowie italienischer FS kurzfristig abgeschlossen. Weitergehende Arbeiten sollten erst wieder aufgenommen werden, wenn eine Neubeschaffung anstehe und die Anpassung an künftige Normen erfolgen könne. Das Projekt scheitert vor allem an den zu großen Differenzen zwischen den nationalen Bahnsystemgrenzen und an den rechtlichen Barrieren für eine europäische Beschaffung. Dazu gehören unter anderem die verschiedenen Betriebsabläufe bei der Abfertigung, Catering etc., die zu unterschiedlichen Konstruktionen führen.

Oktober

Am 1. Oktober startet die bereits im Februar angekündigte Kundencharta der DB. Fahrgäste im Fernverkehr haben damit erstmals einen rechtsverbindlichen Anspruch auf Entschädigungen in Höhe von 20 Prozent des Fahrpreises, wenn ihre Fernverkehrsreise über 60 Minuten (bei Nachtreisen 120 Minuten) verspätet endet und die Bahn für die Ursachen der Verspätung verantwortlich ist. Einem Zeitungsbericht zufolge rechnet die Bahn mit erheblichen Belastungen durch die Entschädigungen. Unter Berufung auf Unternehmenskreise heißt es, für die Jahre 2004 bis 2009 sei ein Mindestrisiko von insgesamt 600 Millionen Euro einkalkuliert worden. Bei einer schlechten Pünktlichkeitsquote könne die Belastung jedoch durchaus noch wachsen. Im ersten Monat entschädigt die DB 9500 Fahrgäste für Verspätungen im Fernverkehr. Im Schnitt wurden nach Angaben eines Bahnsprechers pro Tag etwa 300 Gutscheine ausgegeben. Das entspreche etwa einem halbvollen ICE.


Nach dem Herbstchaos im letzten Jahr in Nordrhein-Westfalen, wo die Pünktlichkeit aufgrund eines Schmierfilms auf den Gleisen drastisch absackte und Zugausfälle an der Tagesordnung waren, bereitet sich die DB in diesem Jahr seit August intensiv auf den Herbst vor und schnürt ein Maßnahmenpaket, das ab 3. Oktober umgesetzt wird. Dazu gehören der Einsatz von zusätzlichem Personal, der Einsatz zusätzlicher Fahrzeuge, ein Fahrzeugtausch auf mehreren Linien (häufig kommen statt moderner Triebwagen wieder ältere lokbespannte Züge zum Einsatz, deren Bremsverhalten besser ist), zusätzliches Material (unter anderem mit zwei zusätzlichen mobilen Radsatzdrehmaschinen für die Werkstätten in Dortmund und Düsseldorf, drei Schienenpflegefahrzeuge) und eine verbesserte Kundeninformation während der gesamten Reisekette. Insgesamt kosten die Maßnahmen rund 25 Millionen Euro. Das Programm zeigt Wirkung: es gibt zwar weiterhin Verspätungen, aber deutlich weniger als im vergangenen Jahr.


Nach Prüfung durch die zuständigen Behörden der EU fällt im Oktober der offizielle Startschuss zur Förderung privater Gleisanschlüsse durch das Bundesverkehrsministerium. Hauptziel des Programms ist es, Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Für das laufende Jahr ist eine Beihilfe von 8 Mio. Euro vorgesehen und für den Zeitraum 2005 bis 2009 ein jährlicher Betrag von 32 Mio. Euro. Das Förderprogramm richtet sich an Unternehmen, die den Transport ihrer Güter über einen eigenen Gleisanschluss an das bestehende Schienennetz abwickeln wollen. Bezuschusst werden die Kosten für Neubau, Ausbau oder Reaktivierung von Gleisanschlüssen sowie auch die notwendigen Anschlussweichen.


Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Rohwer und der Geschäftsführer der Nord-Ostsee-Bahn (NOB), Karl-Heinz Fischer, unterzeichnen Anfang Oktober den Vertrag für den Regionalverkehr ab Ende 2005 auf der Bahnstrecke Hamburg - Westerland. Bei der Ausschreibung für die so genannte Marschbahn hatte sich das Tochterunternehmen von Connex gegen die DB durchgesetzt. Ab Dezember 2005 übernimmt der neue Betreiber die Strecke für zehn Jahre. In Husum beginnen anschließend die Bauarbeiten für eine neue Werkstatt der NOB. Der Wartungsstützpunkt soll sich zunächst um diese 12 Diesellokomotiven und 3 Dieseltriebwagen sowie 90 Wagen kümmern. Langfristig soll er auch die Wartung für die Strecken Kiel-Husum und Niebüll-Tondern übernehmen. Die NOB investiere rund zwölf Millionen Euro und schaffe zum Start der Verbindung rund 30 Arbeitsplätze in Husum, betont der NOB-Geschäftsführer Karl-Heinz Fischer.


Die EU-Kommission leitet gegen die Bundesregierung ein Vertragsverletzungs-Verfahren wegen der milliardenschweren Vergabe von Nahverkehrs-Aufträgen an die DB ein. Nach Auffassung der Kommission haben mehrere Bundesländer Aufträge im Wert von über zehn Milliarden Euro nicht rechtmäßig, d.h. ohne ein transparentes Verfahren, vergeben. Wegen der "offensichtlich verbreiteten inkorrekten Interpretation von Gemeinschaftsrecht" wird Deutschland aufgefordert, die weitere Vergabe von Aufträgen durch die Bundesländer zu stoppen. Die Bundesregierung hatte 2002 das Vergaberecht geändert, um langfristige Aufträge der Länder unter bestimmten Bedingungen auch ohne Ausschreibung möglich zu machen. Das Oberlandesgericht Brandenburg hatte eine Klage gegen die Vergabe eines Auftrags unter Hinweis auf das Gesetz daher abgelehnt. Die Kommission teilt die Auffassung des Gerichts aber ausdrücklich nicht. Gibt es keine Einigung mit der Kommission, soll es zu einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof kommen.


Die Bundesregierung will der DB laut einem Zeitungsbericht mittelfristig eine Milliarde Euro mehr als bisher geplant für den Ausbau des Schienennetzes zur Verfügung stellen. Darauf habe sich Verkehrsminister Manfred Stolpe mit Finanzminister Hans Eichel verständigt, heißt es. Die DB selbst kündigt unterdessen an, sie wolle ihre Ausgabensperre über das laufende Jahr hinaus verlängern. Sie gilt für alle nicht unmittelbar betriebsnotwendigen Bereiche (so kursieren beispielsweise Meldungen, dass das geplante ICE-1-Redesign weiter aufgeschoben werden könnte) und betrifft auch laufende Investitionen in das Schienennetz. Gleichzeitig beklagt sich der Geschäftsführer der Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen, Otto Mayer, in einem Brief an den Verkehrspolitiker Albert Schmidt (Grüne) über den "desolaten Zustand" des Schienennetzes des Landes Thüringen, und einem Zeitungsbericht zufolge moniert das Verkehrsministerium, staatliche Mittel für Strecken, Stellwerke und Bahnübergänge blieben in vielen Fällen ungenutzt. Der Verkehrsausschuss des Bundestages fordert deshalb einen Netzzustandsbericht von der DB. Durch das Sparen bei der DB entgehen der Bauwirtschaft nach Ansicht der Politiker "beschäftigungswirksame Aufträge". Zwischen der Bauwirtschaft und der DB herrscht im Oktober ohnehin dicke Luft. Es ist ein Streit über die Investitions- und Antikorruptionspolitik sowie hohe Nachtragsforderungen der Bauindustrie entbrannt.

Berichte zu diesen Themen:

"SZ": Neue Vorwürfe des Verkehrsministeriums gegen DB (05.10.)
ICE-1-Redesign erst später? (08.10.)
Streit zwischen Bahn und Bauindustrie verschärft sich (09.10.)
"FTD": Bahn droht Ertragsrisiko in dreistelliger Millionenhöhe (13.10.)
"WELT": DB peilt 2004 Gewinn von 206 Millionen Euro an (27.10.)
Stolpe sieht Weg für Bahninvestitionen frei (28.10.)
Verkehrsausschuss fordert Netzzustandsbericht von DB (28.10.)
Bahn weist Vorwürfe der Bauwirtschaft zurück (29.10.)
"SZ": Mittel für Bahn werden um eine Milliarde Euro aufgestockt (29.10.)
"Welt": Bahn verlängert Ausgabenstopp (30.10.)

November

Auch nach der Absage an einen schnellen Börsengang der DB im Jahr 2006 gehen die Debatten um den richtigen Zeitpunkt bzw. um das Wie des Börsengangs weiter. Beim Gewerkschaftstag der Bahngewerkschaft Transnet spricht sich Bundeskanzler Gerhard Schröder im November gegen eine vollständige Trennung von Netz und Betrieb. Die von "selbsternannten Verkehrsexperten" geführte Diskussion sei "total verkehrt". Deutschland müsse die Vorgaben der Europäischen Union erfüllen, aber nicht übererfüllen. Unterdessen heißt es in verschiedenen Zeitungsberichten, die DB plane ein neues Sparpaket und verfehle auch 2005 ihr Ergebnisziel deutlich. Zum Sorgenkind wird neben dem Fernverkehr vor allem die Güterverkehrssparte Railion. Der Geschäftsbereich wird 2004 und 2005 hohe Verluste einfahren, obwohl die Menge der beförderten Güter in diesem Jahr anstieg.

Berichte zu diesem Thema:

Schröder gegen Bahn-Börsengang ohne Schienennetz (10.11.)
Bahn bekräftigt Rückkehr zu positivem Ergebnis (10.11.)
Bahn will angeblich zusätzliche Schulden machen (12.11.)
"Handelsblatt": Bahn plant neues Sparpaket (25.11.)
Bahn investiert acht Milliarden Euro im kommenden Jahr (26.11.)
DB dementiert "Handelsblatt"-Bericht: deutlich steigende Ergebnisse (26.11.)
Railion 2004 angeblich mit Verlust (27.11.)
"FTD": DB verpasst 2005 Ergebnisziel deutlich (29.11.)
Bahn will allein im Güterverkehr jährlich 500 Millionen sparen (30.11.)

Wenige Wochen vor der Inbetriebnahme der Ausbaustrecke Hamburg - Berlin zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember laufen die letzten Vorbereitungen. So werden am 27. November die letzten beschrankten Bahnübergänge geschlossen. Insgesamt 56 Bahnübergänge wurden in den vergangenen vier Jahren im Zuge des Ausbaus der Bahnstrecke für Tempo 230 beseitigt. Mit diesem Tempo werden die Züge auch Bahnhöfe passieren. Dafür wurden dort neue Sicherheitsanlagen installiert. Für Reisende und Anwohner werden im November Informationsveranstaltungen an mehreren Terminen auf Bahnhöfen entlang der Strecke gemeinsam mit dem Bundesgrenzschutz durchgeführt. Ab dem 12. Dezember 2004 benötigt der ICE nur noch rund eineinhalb Stunden für die 286 Kilometer lange Strecke und ist damit um bis zu 36 Minuten schneller als heute. Zur Eröffnung der Strecke wird es ein Sonderangebot geben, wie die DB im November ankündigt: vom 12. bis zum 19. Dezember bietet das Unternehmen seinen Kunden täglich insgesamt 2.000 Plätze für eine Fahrt zum Schnäppchenpreis von 19 Euro für die einfache Fahrt in der 2. Klasse zwischen beiden Metropolen.

Berichte zu diesem Thema:

In eineinhalb Stunden von Hamburg nach Berlin (09.11.)
Erhöhte Sicherheitsstandards auf der Ausbaustrecke Hamburg - Berlin (16.11.)
Letzte Bahnübergänge an Bahnstrecke Hamburg - Berlin werden geschlossen (23.11.)
Preisknüller der DB: Für 19 Euro von Berlin nach Hamburg (30.11.)



Die S-Bahn München GmbH erhält Ende November von der Firma Bombardier den 234. neuen Zug der Baureihe 423. Damit ist der S-Bahn-Fuhrpark in München vollständig modernisiert. Die Modernisierung der Fahrzeugflotte erforderte eine Investition in Höhe von rund 790 Mio. Euro. Der Freistaat Bayern beteiligte sich daran mit ca. 177 Millionen Euro. Mit einer Abschiedsfahrt Anfang Dezember kurz vor dem Fahrplanwechsel geht die Ära des Vorgängers, der Baureihe 420, in München offiziell zu Ende.


Die DB investiert mehr als 50 Millionen Euro in neue Fahrzeuge. Einen Auftrag über 40 Doppelstockwagen vergibt das Unternehmen Mitte November an Bombardier. Die Auslieferung der Fahrzeuge beginnt im Juni 2005. Die Doppelstockwagen haben einen hohen Reisekomfort, sind klimatisiert und verfügen über geräumige Mehrzweckabteile für Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle. Die Steuerwagen sind vollständig behindertengerecht ausgestattet. Ein Zug, der aus einem Steuerwagen und vier Mittelwagen besteht, verfügt durchschnittlich über rund 550 Sitzplätze. Deutschlandweit sind heute rund 1.800 dieser Wagen im Einsatz, die zu einem Markenzeichen der Bahn geworden sind. Vor allem in Ballungszentren ist ein attraktives Bahnangebot ohne Doppelstockwagen kaum mehr denkbar.


Die DB muss für den Einsatz des Bundesgrenzschutzes als Bahnpolizei jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag zahlen. Dieses Urteil fällt im November das Oberverwaltungsgericht Koblenz. Das Gericht weist damit die Klage der Bahn gegen einen Gebührenbescheid des Bundes über rund 64 Millionen Euro für das Jahr 2002 ab. Der Kostenanteil sei angemessen, da der BGS mit seinem Fachwissen und seiner Präsenz der Bahn einen "beträchtlichen Sicherheitsgewinn" biete, heißt es in der Urteilsbegründung. Zudem könne die DB ihre Tochtergesellschaften an dem finanziellen Ausgleich ebenso beteiligen wie die rund 280 kleineren Konkurrenz-Unternehmen auf ihren Gleisen. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Urteils ließ das OVG die Revision zum Bundesverwaltungsgericht zu.


Das Image der DB bleibt weiterhin im Keller. Das Unternehmen hat in Deutschland den schlechtesten Ruf unter 15 Großkonzernen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der US-Marktforschungsfirma Harris Interactive und des Reputation Institute. Die Bahn erhält nur 45,88 von 100 möglichen Punkten und landet damit auf dem letzten von 15 Plätzen. Unterdessen schneiden die Österreichischen Bundesbahnen bei einer anderen Untersuchung recht erfolgreich ab: die Kunden der ÖBB benoten die Leistung der Bahn laut einer Studie des Markt- und Motivforschungsinstitutes Karmasin/Gallup, die in ÖBB-Zügen unter insgesamt 20.190 Fahrgästen durchgeführt worden war, aktuell mit der Note 2,17.


Einen Monat vor dem Start von Bahn 2000 haben die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) noch immer keine Betriebsbewilligung für die zentrale Neubaustrecke Mattstetten - Rothrist. Für die Betriebsbewilligung fehlen noch zwei Sicherheitsnachweise über die Festigkeit des Schotters sowie über den Abstand der Gleise auf der 45 Kilometer langen Neubaustrecke. Laut SBB-Sprecher Roger Baumann sind die Nacharbeiten an Schotter und Schienen auf der Neubaustrecke inzwischen abgeschlossen. Ende November gibt dann das Bundesamt für Verkehr grünes Licht für die Schnellstrecke.

Dezember

Anfang Dezember wird bekannt, dass die DB eine neue Konzernstruktur erhalten soll. Vorstandschef Hartmut Mehdorn will einem Zeitungsbericht zufolge das Staatsunternehmen verschlanken, die Entscheidungswege verkürzen und im Management massiv sparen. Entsprechende Pläne habe Mehdorn Teilen des Aufsichtsrates bei zwei Klausurtreffen präsentiert, heißt es. Die fünf Tochtergesellschaften, die sich als Aktiengesellschaften mit eigenen Vorständen und Aufsichtsräten bislang um den Nahverkehr, die Fernzüge, die Gütertransporte, die Bahnhöfe und das Schienennetz kümmern, sollen demnach zu drei Bereichen zusammengefasst und näher an die Berliner Konzernzentrale angegliedert werden. Die Bundesregierung habe bereits Unterstützung für das Vorhaben signalisiert.


Die DB wird Nationaler Förderer der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Das geben DB-Chef Hartmut Mehdorn und Franz Beckenbauer, Präsident des deutschen Organisationskomitees, am 7. Dezember in Berlin bekannt. Die Bahn will laut Mehdorn in erster Linie Sachleistungen leisten und sei für Logistik und Mobilität bei der WM verantwortlich. Die DB will nach Mehdorns Worten während der WM-Wochen mehr als 120 Sonderzüge einsetzen. Zudem werde es einen eigenen WM-Fahrplan geben. Darüber hinaus sollten die zwölf Bahnhöfe der beteiligten WM-Städte für rund 50 Millionen Euro verschönert werden. Er hoffe auf finanzielle Unterstützung durch die Bundesregierung, mit der er im Gespräch sei, sagte Mehdorn.


Am 12. Dezember steht europaweit der Fahrplanwechsel an. Während in der Schweiz mit Bahn 2000 ein neues Bahnzeitalter anbricht, ist die wichtigste Änderung des neuen DB-Fahrplans 2005 die Inbetriebnahme der 280 Kilometer langen Ausbaustrecke zwischen Hamburg und Berlin. Außerdem erhält der Flughafen Köln/Bonn einen ICE-Anschluss in Richtung Süden. In Baden-Württemberg geht ein weiterer, rund 20 Kilometer langer viergleisiger Abschnitt der Aus- und Neubaustrecke Karlsruhe - Basel in Betrieb. Ausgedünnt wird das Angebot dagegen z.B. auf der IC-Strecke Nürnberg-Dresden. Außerdem wird der unwirtschaftliche Luxuszug "Metropolitan" eingestellt. Die Umstellung klappt weitgehend reibungslos; ein gefundenes Fressen für die Medien ist allerdings, dass ausgerechnet am Eröffnungstag ein planmäßiger ICE zwischen Hamburg und Berlin defekt stehen bleibt, während der kurze Zeit später gestartete offizielle Eröffnungszug mit Ehrengästen an Bord in 88 Minuten "Bestzeit" Berlin erreicht.

Berichte zu diesem Thema:

Panne: Neue Schnellverbindung Berlin-Hamburg nicht im Fahrplanheft (02.12.)
Umstellung auf den Jahresfahrplan 2005 vollzogen (13.12.)
Start des neuen SBB-Fahrplans geglückt (13.12.)
Ausbaustrecke Hamburg-Berlin feierlich eröffnet (13.12.)
Special zum Fahrplanwechsel



Nachdem die Tarifgespräche zwischen DB und den Gewerkschaften im Oktober und November mehrmals ergebnislos vertagt wurden, einigen sich die Tarifparteien Mitte Dezember auf eine Verlängerung des Ende 2004 auslaufenden Beschäftigungsbündnis bis 2010. Im Gegenzug sollen die Arbeitskosten um 5,5 Prozent gesenkt werden, indem bei den Entgelten eine Wochenarbeitszeit von 40 statt bisher 38 Stunden zu Grunde gelegt wird. Weitere Kernpunkte des Tarifabschlusses sind die Reduzierung des Urlaubsanspruches um einen Tag sowie Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg.


Die DB erwägt offenbar, Fahrkarten künftig auch in Supermärkten zu verkaufen. Es werde daran gedacht, Tickets außerhalb von Bahnhöfen und Reisebüros anzubieten, bestätigt im Dezember ein Unternehmenssprecher einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung". Damit sollten neue Kunden erreicht werden. Als "alternative Verkaufskanäle" nannte der Sprecher Handelsketten wie Aldi, Lidl oder Tchibo. Bislang sind Tickets vor allem über Schalter, Reisebüros, Automaten oder das Internet erhältlich. Nach Informationen der "SZ" gehören die Pläne zu einem Projekt namens "Jump", mit dem die Bahn in den nächsten fünf Jahren im Fernverkehr 180 Millionen Euro zusätzlich einnehmen wolle. Mit einem Bündel von Maßnahmen sollen demnach mehr Kunden für die Fernzüge (ICE, IC, EC) gewonnen werden, die derzeit hohe Verluste einfahren.


Auf seiner letzten turnusmäßigen Sitzung des Jahres genehmigt der Aufsichtsrat der DB die Vorlage des Vorstands für das Budget 2005 einstimmig, stimmt den wesentlichen Investitionsprojekten zu und nimmt die mittelfristige Planung für die Folgejahre bis 2009 zur Kenntnis. Wegen gesenkter Bundesmittel sollen im Zeitraum von 2005 bis 2009 insgesamt 141 Modernisierungsprojekte für das Schienennetz verschoben, reduziert oder storniert werden. Nach der Aufsichtsratssitzung teilt die DB mit, der Vertrag des Konzernvorstandes für Transport und Logistik, Bernd Malmström, werde im gegenseitigen Einvernehmen nicht verlängert. Offenbar wollte Malmström im Gegensatz zu DB-Chef Mehdorn sowie den verkehrspolitisch orientierten Mitgliedern des Aufsichtsrats aus den Reihen der Bundesministerien die Gütersparte über Personalabbau und Rückzug aus der Fläche sanieren. Unterdessen werden neue Pläne zum Stellenabbau beim Vertriebspersonal bekannt. Stattdessen soll der Verkauf von Bahnfahrkarten über den Automat oder das Internet weiter ausgebaut werden.

Berichte zu diesem Thema:

Aufsichtsrat: Bahn-Gewinn von 500 Millionen wäre möglich gewesen (13.12.)
DB will offenbar bei Streckenausbau drastisch kürzen (20.12.)
Aufsichtsrat bestätigt Kurs der Bahn (22.12.)
Güterverkehrs-Vorstand Bernd Malmström geht (22.12.)
Bahn will im Vertrieb Stellen abbauen (24.12.)



Vom Sommer 2005 an wird ein gemeinsames Unternehmen der DB und der Russischen Eisenbahn AG (RZD) komfortable Touristikzüge zwischen Berlin und St. Petersburg anbieten. Der Präsident der RZD, Gennadij M. Fadejev, und der Geschäftsführer der DB AutoZug GmbH, Winfried Czilwa unterzeichnen kurz vor Weihnachten anlässlich des Staatsbesuch von Russlands Präsident Wladimir Putin in Deutschland in einem ICE-Sonderzug die Gründungsurkunde für das Joint-Venture. Unterdessen erhält der Siemens-Konzern von Russland den Zuschlag für ein milliardenteures Projekt für Bau und Entwicklung 60 neuer Hochgeschwindigkeitszüge. Der Wert belaufe sich auf 1,5 Milliarden Euro, sagte Siemens-Chef Heinrich von Pierer. Darüber hinaus gebe es eine Option auf weitere 90 Züge. Die ersten Züge sollen laut Siemens 2007 in Betrieb genommen werden.

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