Januar 2003
Gleich zu Jahresanfang ein Bericht zu einem wichtigen Bahnereignis außerhalb Deutschlands, das eigentlich selbst gar nicht in das Jahr 2003 fiel: Am 31.12.2002 findet die Jungfernfahrt des Transrapid in Schanghai mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem damaligen chinesischen Ministerpräsident Zhu Rongji statt. Seitdem sind nach Angaben der Betreiber auf der Verbindung vom Flughafen Pudong zum Finanzbezirk von Schanghai mehr als 200.000 Personen testweise mit dem Zug gefahren. Dieser fährt bis 430 Kilometer in der Stunde schnell und braucht für die 30 Kilometer lange Strecke nur acht Minuten. Knapp ein Jahr später, nämlich am 29. Dezember 2003, wird der kommerzielle Betrieb aufgenommen.
Während in China der Transrapid also Anfang 2003 schon schwebt, wird in Deutschland im Januar 2003 und auch in den Folgemonaten immer noch über die Finanzierung der damals noch zwei geplanten Strecken in Bayern und Nordrhein-Westfalen diskutiert. Für Ärger und Aufregung bei den bayerischen Transrapidbefürwortern sorgt die Aussage von Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Magnetbahnstrecke durch das Ruhrgebiet habe Vorrang, da dafür die Planungen schon weiter vorangeschritten seien als für das bayerische Vorhaben. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe stellt weitere 250 Millionen Euro für den Metrorapid in Nordrhein-Westfalen in Aussicht. All das hilft aber letztendlich nichts: Im Juni wird das Metrorapidprojekt endgültig beerdigt.
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Jetzt aber zum Bahngeschehen rund um die traditionelle Rad-/Schiene-Technologie, denn auch da gab es in diesem Januar einige wichtige Meldungen. So entscheidet das Landgericht Berlin im Dauerstreit zwischen DB und Connex um die Aufnahme von Fernverkehrsverbindungen, dass in den elektronischen Fahrplanmedien der DB ein Hinweis auf die Fernverkehrsverbindung Cottbus - Stralsund aufgenommen werden muss. Schon im Dezember hatte sich Connex vor Gericht in einem ähnlichen Fall gegen die Bahn durchsetzen können. Betroffen war damals die Strecke Gera-Rostock. Abgelehnt wird dagegen der Antrag der Privatbahn, auch in den gedruckten Auskunftsmedien der Bahn (Kursbücher, Städteverbindungen, Faltblätter und sonstige Fahrplandruckerzeugnisse) berücksichtigt zu werden. Beide Unternehmen sind mit dem Urteil aber nicht zufrieden und wollen weiter Gerichte bemühen. Im Februar schaltet sich dann das Kartellamt in den Fahrplanstreit ein.
Die in den Jahre gekommene S-Bahn-Stammstrecke in München wird modernisiert. Dazu ist ab Mitte Januar der S-Bahn-Tunnel zwischen Haupt- und Ostbahnhof jeweils ab Samstag 20 Uhr bis zum Betriebsbeginn am Montag um 4 Uhr morgens an insgesamt 56 Wochenenden vollständig gesperrt. Während der Sperrung wird im Tunnel das 30 Jahre alte Signalsystem ausgewechselt. Ein neues elektronisches Stellwerk und die so genannte Linienzugbeeinflussung sollen die Kapazität der schon heute meistbefahrenen Bahnstrecke Deutschlands von 24 Zügen pro Stunde und Richtung auf 30 erhöhen. Im März beginnt dann die zweite Bauphase zur Modernisierung der Münchner S-Bahn. Zwischen der Hackerbrücke und Pasing im Außenbereich entlang der Stammstrecke werden Kabelkanäle, Kabelschächte, Signale und die Linienzugbeeinflussung erneuert bzw. ergänzt.
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Auch auf Schienen gibt es manchmal Staus: Vor allem in den Ballungsgebieten Rhein-Ruhr und Rhein-Main sind einige Strecken schon heute bis an den Rand ihrer Kapazität ausgelastet. Ein Nadelöhr soll jetzt beseitigt werden. Im Januar stellen die DB, das Land Hessen, die Stadt Frankfurt/Main und das Umland das Projekt Frankfurt RheinMain vor, das den Eisenbahnknoten Frankfurt am Main entzerren und einen Kostenumfang von rund zwei Milliarden Euro haben soll. Allerdings ist die Finanzierung in allen Einzelheiten noch nicht gesichert. Das Projekt sieht unter anderem die Modernisierung des Frankfurter Hauptbahnhofes vor.
Von diesen Werten können deutsche Bahnfahrer im Moment nur träumen: wie die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) im Januar mitteilen, wurden 2002 trotz der Mehrleistung für die Expo.02 die Pünktlichkeits-Vorgaben noch übertroffen: 81 Prozent aller Züge erreichten ihr Ziel mit maximal einer Minute Abweichung von der vorgesehenen Ankunftszeit, 95 Prozent aller Züge kamen mit einer Abweichung von maximal vier Minuten an. Außerdem geben die SBB bekannt, dass ihre Fernverkehrsflotte um 21 Intercity-Doppelstockwagen sowie 30 Intercity-Steuerwagen aufgestockt werden solle. Zudem sollen 16 Bistrowagen mit einem Speisewagenbereich im Oberdeck ergänzt werden.
Februar
Mitte Februar betont Christoph Franz, damals noch Vorstand für den Bereich Personenverkehr, die Verbesserung der Pünktlichkeit stehe im Vordergrund der Bemühungen. Hintergrund sind zahlreiche Unregelmäßigkeiten in den ersten Wochen des Jahres. So führten im Januar und Februar extreme Witterungsverhältnisse in Deutschland, aber auch herstellungsbedingte Fahrzeugstörungen bei fast allen Fahrzeuggenerationen zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen. Sorgenkind ist dabei vor allem der ICE 3, der sich als nicht wettertauglich erweist. Ausgehend davon überlegt die DB auch, künftig neue Züge wieder mit Prototypen auf Herz und Nieren zu testen, bevor die Serienfertigung beginnt. Rückblickend auf das ganze Jahr betrachtet ist die DB in Sachen Pünktlichkeit allerdings noch nicht entscheidend vorangekommen. Zwischenzeitlich rutschen die Werte auf nur noch 85 Prozent pünktlicher Züge ab.
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Peinliche Auszeichnung für die DB im Februar: Gleich zwei Spitzenplätze belegt das Unternehmen bei der Wahl zum Marketingflop des Jahres 2002, die von der Universität Hohenheim durchgeführt wurde und an der sich rund 7500 Marketing-Experten beteiligten. Abgeschlagen hinter sich lässt DB-Chef Hartmut Mehdorn alle "Mitbewerber" mit der werbewirksamen Aussage, dass Zugfahrten über viereinhalb Stunden "eine Tortur" seien und dass er auf der Strecke zwischen Berlin und München lieber fliege. Auch den 2. Platz belegt die DB. Grund dieses Mal: In einer großangelegten Werbekampagne für das neue Preissystem warb das Unternehmen mit mehr Transparenz und Logik. Ausgerechnet in einer solchen Anzeige verkalkulierte sich die Bahn aber in einer Beispielrechnung für mögliche Rabatte und warb mit einem zu teuren Preis.
Bahnchef Hartmut Mehdorn stellt im Februar gemeinsam mit dem Wettbewerbsbeauftragten der Bahn, Dr. Alexander Hedderich, den zweiten Wettbewerbsbericht vor. Ein Jahr nach Beginn seiner Tätigkeit zieht Hedderich eine positive Bilanz: "Wettbewerb auf der Schiene nimmt zu. Gleichzeitig wird immer weniger über angeblich diskriminierendes oder wettbewerbswidriges Verhalten der Bahn gesprochen." Im vergangenen Jahr stiegen die Betriebsleistungen der Wettbewerber auf dem Netz der Bahn demnach um 24 Prozent auf 48,5 Millionen Trassen-Kilometer. Die Bahn-Konkurrenten kritisieren dagegen, der Bericht sei "Nebelkerze" und "Schönfärberei". Die DB sei weiterhin Spieler und Schiedsrichter zugleich, und sie benachteilige ihre Konkurrenten "nach allen Regeln des Monopolisten".
Ein halbes Jahr nach Flutkatastrophe, die im vergangenen August auch weite Teile der Bahninfrastrukur in Sachsen und Sachsen-Anhalt zerstört hatte, zieht die DB im Februar eine Bilanz. Auf den meisten betroffenen Strecken rollen inzwischen wieder Züge, teilweise über Interimsinfrastruktur wie auf der Verbindung zwischen Leipzig und Dresden. Weiterhin gesperrt bleibt aber die Sachsenmagistrale zwischen Dresden und Tharandt, die es besonders hart erwischt hatte. Wie alle wichtigen Strecken in Sachsen und Sachsen-Anhalt kann aber auch diese Verbindung zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2003 wieder aufgenommen werden.
Im Februar finden auch die Bahn-Tarifverhandlungen statt. Nachdem schon Ende Januar die erste Runde ohne Ergebnis geblieben war, werden auch die Verhandlungen in der zweiten Runde am 26. Februar nach nur eineinhalb Stunden ergebnislos auf den 6.März in Berlin vertagt. Die Bahn habe erneut kein echtes Angebot gemacht, teilen die Gewerkschaften Transnet und GDBA mit. Die Gewerkschaften verlangen fünf Prozent mehr Geld und eine Angleichung der ostdeutschen Löhne ans Westniveau. Der bundeseigene Verkehrskonzern bietet bisher einen Inflationsausgleich. Damit werden Streiks der Eisenbahner Ende Februar immer wahrscheinlicher.
März
Gleich am 1. März beginnt in Köln und Dortmund die Warnstreikwelle der Bahngewerkschaften. In den folgenden Tagen sind auch der ostdeutsche Raum sowie Bayern von den zuerst regional begrenzten Arbeitsniederlegungen betroffen, bevor dann am 06. März bundesweit der Bahnverkehr für eine Stunde ruht. Das befürchtete Chaos bleibt allerdings aus, wohl auch, weil die DB die Dienstpläne kurzfristig umgestellt und viele Beamte eingeplant hat. In der Folgezeit zeichnet sich bei den Verhandlungen mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA eine Entspannung ab, die Mitte März zu einer Einigung führen, während die Lokführergewerkschaft (GDL) auf Konfrontationskurs geht und einen eigenen Spartentarifvertrag fordert.
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Schlechter Start ins neue Jahr: In den ersten Monaten sinken die Fahrgast- und Umsatzzahlen bei der DB drastisch. Vor allem der Fernverkehr ist davon betroffen. Ursache ist neben der schwächelnden Konjunktur, einer schlechten Pünktlichkeitsquote und der zunehmenden Konkurrenz durch die Billigflieger auch das im vergangenen Dezember eingeführte neue Preissystem, das von vielen Seiten kritisiert wird. In der Folge kündigt der damalige Personenverkehrsvorstand Christoph Franz eine Angebotsoffensive mit zeitlich begrenzten Sonderangeboten an. Grundsätzlich will die DB aber zu diesem Zeitpunkt noch an ihrem Preissystem festhalten und verteidigt es gegen die zahlreiche Kritik. In diesem Zusammenhang wird der Ton im Streit zwischen DB und den Grünen, die im Februar und März Verbesserungen des Preissystems fordern, schärfer.
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Im März erhält die DB gleich zwei Mal schlechte Noten wegen der Fehlberatung von Kunden. Zuerst wird ein Test vom Hamburger Magazin "stern" und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) veröffentlicht, demzufolge nur knapp 70 Prozent der Kunden am Schalter die bestmögliche Reiseempfehlung bekommen haben. Im Extremfall habe die Bahn bis zu 60 Euro zu viel verlangt, eine maximal drei Stunden längere Reisezeit oder sieben zusätzliche Umstiege empfohlen. Ein paar Tage später berichtet dann auch eine Untersuchung der Stiftung Warentest, am Schalter oder über die Telefon-Hotline der Bahn werde jedem zweiten Kunden nicht die preisgünstigste Verbindung genannt. Dem Test zufolge nennen Berater häufig nur teure ICE-Verbindungen. Verschwiegen werde oft, dass preiswertere IC-und Regionalzüge nur unwesentlich langsamer seien.
Auch im März: Die DB stellt im Aufsichtsrat die vorläufigen Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens im Geschäftsjahr 2002 vor. Trotz anhaltend schwacher Konjunktur im zweiten Halbjahr konnte demnach der Konzernumsatz - ohne Einbeziehung der Stinnes AG - gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro gesteigert werden. Positiv ausgefallen sei vor allem das Betriebliche Ergebnis nach Zinsen. Wegen der Forcierung des Investitions- und Modernisierungsprogramms für das Ergebnis in den Geschäftsjahren 2001 bis 2003 seien ursprünglich Verluste von rund 550 Millionen Euro prognostiziert gewesen, tatsächlich werde das Minus aber mit 493 Millionen Euro deutlich unter diesem Betrag liegen.
Auf 264 Gleiskilometern wird die Strecke Hamburg - Berlin in diesem Jahr fit gemacht für Geschwindigkeiten von bis zu 230 km/h. Ende 2004 will die Bahn die Fahrzeit auf dieser Strecke auf 93 Minuten verkürzen. Derzeit brauchen die ICE zwei Stunden acht Minuten. In den Ausbau der 263 Kilometer Strecke zwischen Hamburg und Berlin werden insgesamt 650 Millionen Euro investiert. Im Rahmen der umfangreichen Baumaßnahmen werden unter anderem der Untergrund erneuert, die Gleise für die geplante Spitzengeschwindigkeit von 230 km/h hergerichtet, rund hundert Weichen sowie 270 Kilometer Oberleitungsanlage ertüchtigt und Anlagen der Bahnstromversorgung erweitert. Ab Ende März behindert aber erst einmal ein brütendes Seeadlerpaar die Bauarbeiten für mehrere Monate. Schließlich wird die Bahnstrecke ab 14. Juli für 76 Tage auf rund 90 Kilometern zwischen Nauen und Wittenberge komplett gesperrt, um konzentriert die Sanierungsarbeiten durchführen zu können.
April
Kein Ende bei den Pannen: Vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) angeordnete Tests ergeben, dass die Achsen des von Siemens gebauten Diesel-ICE für die Dauerbelasung im Neigetechnikbetrieb ungeeignet sind. Das ist der Anfang vom Ende der Baureihe VT 605. Vorerst werden die Züge zwar noch eingesetzt; um aber nicht permanente Verspätungen einzufahren, reagiert die DB mit einem Notfahrplan, der ab 27. April gilt. Die Fahrzeit zwischen Nürnberg und Chemnitz wird um 30 Minuten gedehnt, ferner wird Bayreuth umfahren und die Züge werden fahrpreismäßig als InterCity abgestuft. Auch auf der Neubaustrecke zwischen Frankfurt/Main und Köln gibt es nach wie vor Probleme mit den neuen ICE 3-Zügen. Die Industrie verspricht bis zum Jahresende Abhilfe für die Probleme.
Noch sind zwar keine verbesserten Pünktlichkeitswerte erkennbar, doch wenigstens den Informationsfluss bei Verspätungen und Betriebsstörungen will die Bahn nachhaltig verbessern. Mitte April stellt die DB Details zu ihrem " ReisendenInformationsSystem" (RIS) vor, in dessen Entwicklung und Einführung die DB 220 Millionen Euro investieren will. "Bis Jahresende soll das System alle Hauptstrecken, bis 2008 das gesamte Netz umfassen", verspricht Noch-Fernverkehrsvorstand Christoph Franz. Das neue System setzt auf bereits bestehende Informationssysteme der Bahn auf, die beispielsweise für den Fernverkehr schon seit Jahren bundesweit existieren. Als wesentliche Neuerung kommt die Integration fast aller Nahverkehrszüge und einer Vielzahl großer und kleiner Bahnhöfe hinzu.
Auch der April wird vom Tarifstreit zwischen der DB und der Lokführergewerkschaft GDL beherrscht. Zuerst gibt es Hoffnung auf ein rasches Ende, denn beide Parteien erklären, den Anfang April gefällten Schlichterspruch anzunehmen. Doch dann macht die GDL überraschend eine Kehrtwende. Erneute Verhandlungen führen zu keinem Ergebnis, alle Zeichen stehen wieder auf Streik. Eine einstweilige Verfügung des von der DB angerufenen Arbeitsgerichts Frankfurt/Main macht der GDL dann aber erst mal einen Strich durch ihre Pläne: Das Gericht untersagt vorläufig Streiks, die unverhältnismäßig und damit unzulässig seien.
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Im Rahmen der fortschreitenden Liberalisierung der Nahverkehrsmärkte in Europa verfolgt die DB das Ziel, mittelfristig mehr Marktanteile im klassischen Stadtverkehrsmarkt zu gewinnen. In diesem Marktsegment mit Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen hält das Unternehmen mit seinen 21 regionalen Busgesellschaften heute einen Marktanteil von rund sieben Prozent, während es im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) knapp 92 Prozent sind. Außerdem will sich die DB verstärkt auch an Nahverkehrsausschreibungen im Ausland beteiligen. Im April erlitten diese Bemühungen allerdings einen Rückschlag: Bei der Vergabe eines Auftrages in Schottland schied die DB bereits in der Vorrunde aus.
Viele Nachrichten betreffen im April die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). So stellt das Unternehmen seine Bilanz des vergangenen Jahres vor. Demnach verzeichnete der Personenverkehr ein Rekordjahr mit deutlichen Zuwächsen. Genau gegenteilig entwickelte sich dagegen der Güterverkehr. Vor allem der defizitäre Wagenladungsverkehr gilt als Sorgenkind. Zu seiner Sanierung sollen in den nächsten drei Jahren bis zu 550 Stellen abgebaut werden. Trotz solcher unpopulärer Maßnahmen konnte die Zufriedenheit der knapp 28000 SBB-Beschäftigten weiter gesteigert werden. Der Index stieg den Angaben zufolge auf einer 100-Punkte-Skala von 52 auf 59 Punkte. Außerdem kündigen die SBB im April an, dass ihre Tunnels noch sicherer werden sollen. 22 Tunnels von insgesamt 67,5 km Länge sollen bis zum Abschuss des Programms 2005 mit einem neuen Sicherheitspaket, das unter anderem den Einbau von Handläufen, Gehwegen, Beschilderungen und einer Notbeleuchtung vorsieht, ausgestattet sein.
Wegen der heftigen Kritik am neuen Preissystem der Bahn lädt das Bundesumweltministerium die Verkehrs- und Verbraucherverbände, nicht aber Vertreter der DB, am 11. April zur Beratung über die Bahn-Tarife ein. Das Treffen sorgt bereits im Vorfeld für einigen Wirbel: Offenbar ziehen die Bundesministerien nicht an einem Strang. Fünf Ministerien, neben dem Finanz-, Wirtschafts- und Verkehrsministerium immer häufiger das Verbraucherschutz- und das Umweltministerium, sind in die Diskussion eingestiegen und äußern sich kontrovers. Beim Workshop selbst wird vereinbart, dass die Bahn ihre Beratung sowie den Umgang mit Beschwerden verbessern solle, die BahnCard auch in den Regionalverbünden gültig sein solle und die Angebote mehr an den "Normalfahrern" und weniger an den Frühbuchern ausgerichtet sein sollten. Unterdessen führt die DB wie im April angekündigt Sonderangebote wie "Bahn und Bett Preishit" und Schnupperpreise für den Luxuszug Metropolitan ein.
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Mai
Das juristische Tauziehen zwischen DB und der Lokführergewerkschaft GDL um die Rechtmäßigkeit von Streiks bei der Bahn geht weiter. Anfang Mai erzielt die GDL einen Teilerfolg. Das Hessische Landesarbeitsgericht entscheidet, dass die GDL im Konzernbereich DB Regio Streiks als Arbeitskampfmaßnahmen einsetzen darf. Für den Fern- und Güterverkehr bleibe die Untersagung von Streiks aber aufrechterhalten, urteilte der Vorsitzende Richter Rainer Bram, da die Tarifverträge noch nicht gekündigt seien. Daraufhin stellt die GDL der DB ein Ultimatum bis zum 13. Mai. Sollte die DB bis dahin nicht bereit sein, mit der GDL über einen speziellen Tarifvertrag für Lokführer zu verhandeln, will die GDL streiken. Soweit kommt es dann aber nicht. Rechtzeitig werden die Verhandlungen wieder aufgenommen und Mitte Mai wird schließlich ein Kompromiss erzielt.
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In die Debatte um das viel gescholtene Preissystem der DB kommt langsam Bewegung. Vorsichtig äußert Bahn-Marketing Vorstand Hans-Gustav Koch Anfang Mai die bisher vehement abgelehnte Möglichkeit, Änderungen an den Tarifen schon vor Ablauf des Jahres vorzunehmen. Dies ist eine seine letzten Aktionen, denn am 22. Mai beschließt der DB-Aufsichtsrat, sich von Koch ebenso wie vom Fernverkehrsvorstand Christoph Franz und von der Leiterin des Preis- und Erlösmanagements, Anna Brunotte, zu trennen. Neuer Fernverkehrsvorstand soll Karl-Friedrich Rausch werden. Gleichzeitig wird der Vertrag mit Hartmut Mehdorn um weitere fünf Jahre verlängert. Schon einen Tag später werden die ersten Änderungen am neuen Preissystem wirksam: die hohen Stornogebühren werden abgeschafft. Bahnchef Mehdorn kündigt außerdem an, dass sich im Personenverkehr unter der neuen Führung die Elemente des neuen Preissystems noch einmal genau auf ihre Kundenwirkung angesehen werden sollen. Zu diesem Zeitpunkt schließt Mehdorn aber noch hartnäckig die Wiedereinführung der BahnCard 50 aus.
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Am 8. Mai wird der Strafprozess um das ICE-Unglück von Eschede nach rund achtmonatiger Verhandlungszeit eingestellt. Zur Begründung führt der zuständige Richter Michael Dölp an, dass eine genaue Aufklärung der Verantwortlichkeiten für das Unglück noch mehrere Jahre dauern werde. Zugleich sei aber allenfalls eine geringe Schuld der Angeklagten zu erwarten. Damit bestehe kein großes Interesse mehr am Fortgang des aufwändigen Verfahrens, das sich zum erbitterten Gutachterstreit um mögliche Mängel bei der Einführung eines neuen ICE-Rades vor gut zehn Jahren entwickelt hatte. Die Hinterbliebenen, die als Nebenkläger in dem Prozess auftraten, sehen die Einstellung als Kapitulation des Rechtsstaates und kündigen eine Eil-Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe an, scheitern damit aber im September. Nebenkläger-Anwalt Reiner Geulen bekräftigt gleichzeitig Pläne für Schadenersatzklagen in den USA gegen die Bahn und andere am Bau des ICE beteiligte Unternehmen. Beim schwersten deutschen Zugunglück seit dem Zweiten Weltkrieg waren am 3. Juni 1998 insgesamt 101 Menschen ums Leben gekommen, als ein ICE wegen eines defekten Radreifens gegen eine Brücke geprallt war.
Der verheerende Brand in einem Schlafwagen der DB bei Nancy Ende vergangenen Jahres wurde Gutachtern zufolge "mit Sicherheit" durch eine glühende Heizplatte im Abteil des Zugbegleiters ausgelöst. Dies geht aus dem Expertenbericht hervor, der im Juni dem Untersuchungsrichter übermittelt wird. Demnach brach das Feuer, das zwölf Menschen das Leben kostete, in der Nähe dieser Heizplatte aus, die auf Stufe drei gestellt war. Schon im April war bekannt geworden, dass es im Unglückswagen mehrere technische Mängel und "Unregelmäßigkeiten" gab. Im November wird schließlich Haftbefehl gegen den deutschen Zugbegleiter erlassen, dem fahrlässige Tötung vorgeworfen wird.
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Ende Mai unterzeichnen Sachsens Wirtschaftsminister Martin Gillo und DB-Chef Hartmut Mehdorn den Bau- und Finanzierungsvertrag sowie den Projektvertrag für den Leipziger "City-Tunnel", eines der größten Verkehrsprojekte Sachsens. Der rund vier Kilometer lange Tunnel soll den Hauptbahnhof und den Bayerischen Bahnhof verbinden. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2009 geplant. Die Kosten für den Tunnel belaufen sich auf 571 Millionen Euro, wobei Sachsen 182 Millionen Euro trägt. Mitte Juli ist dann der offzielle Baustart für das Verkehrsprojekt. Im September werden Abstriche an dem Projekt immer wahrscheinlicher: um Baukosten zu sparen, soll der Tunnel um 600 Meter kürzer ausfallen als ursprünglich geplant.
Die Lufthansa, die DB und Fraport weiten im Mai ihr gemeinsames "AIRail"-Angebot aus: Lufthansa-Fluggäste, die vom Rhein-Main-Flughafen abfliegen, können ab sofort ihren Koffer am Kölner Hauptbahnhof aufgeben und sich das Einchecken am Flughafen sparen. Der "Zug zum Flug" fährt zwischen Köln und Frankfurt bis zu 16mal täglich unter Lufthansa-Flugnummer und ICE-Zugnummer. Er bietet im Stundentakt - alternativ zum bestehenden Flugangebot - eine optimale und schnelle Anbindung an den Flughafen. Und noch eine weitere Kooperation gehen DB und Lufthansa im Mai ein: Es wird vereinbart, dass die Lufthansa-Kurierdiensttochter "time:matters" zum 1. Juli Management und Vertrieb des IC-Kurierdienst der DB übernimmt. Die eigentliche Transportleistung soll aber weiterhin vom Fernverkehr der DB erbracht werden.
Juni
Zu Pfingsten startet der private Bahnbetreiber Connex seine dritte Fernverkehrslinie Rostock-Berlin-Köln. Insgesamt 31 mittelgroße und kleinere Städte in sieben Bundesländern werden durch die 912 Kilometer lange Linie mit den Ballungsräumen Berlin, Köln, Rostock und Halle/Leipzig verbunden. Lange hat die Linie aber nicht Bestand: Zwar heißt es noch im September, die Auslastung der Züge werde immer besser. Nur zwei Wochen später verkündet Connex aber die Einstellung der Linie, die wirtschaftlich nicht tragbar gewesen sei. Eine wichtige Rolle dürfte dabei die gewonnene FLEX-Ausschreibung in Norddeutschland gewesen sein, wo ab November dringend Wagen benötigt werden.
Mitte Juni gibt Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Rohwer bekannt, dass ab Dezember 2005 nicht mehr die DB, sondern die Connex-Tochter Nord-Ostsee-Bahn (NOB) auf der lukrativen Marschbahn Hamburg - Westerland/Sylt die Züge rollen lassen wird. Für die jährlich 4,1 Millionen Zugkilometer erhält die NOB rund 18 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen. Das Land erhofft sich aus dem Votum für die Connex-Tochter NOB innerhalb von zehn Jahren Einsparungen in Höhe von gut 143 Millionen Euro. Die Einsparungen sollen genutzt werden, um das Bahn- und Busangebot in Schleswig-Holstein weiter zu verbessern. In den folgenden Monaten kämpft die DB zum Beispiel mit einem Einspruch gegen die Vergabekammer weiter für die Marschbahn, allerdings ohne Erfolg.
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Beim schwersten Zugunglück in Deutschland in diesem Jahr kommen in Baden-Württemberg am 11. Juni sechs Menschen, darunter die beiden Lokführer und eine Mutter mit ihren drei Kindern, ums Leben. Weitere 25 Menschen werden verletzt. Zwei Regionalzüge waren auf der eingleisigen Strecke zwischen Crailsheim und Bad Mergentheim in der Nähe des Bahnhofs Schrozberg bei Schwäbisch Hall frontal zusammengestoßen. Ursache des schweren Unglücks war menschliches Versagen. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft wurde die Fahrt freigegeben, ohne dass der Gegenzug auf der Strecke bereits den Bahnhof Schrozberg erreicht hatte.
Schweizer Regionalzüge auf deutschen Schienen: Am 15. Juni 2003 übernehmen Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) den Betrieb der Wiesentalbahn. Den Zuschlag für die bisher von DB Regio geführten Strecken Basel Badischer Bahnhof-Zell im Wiesental und Weil - Lörrach hatten die SBB im vergangenen Jahr vom Land Baden-Württemberg und dem Kanton Basel-Stadt erhalten. Am 21. Februar dieses Jahres wurde in Basel der Verkehrsvertrag unterzeichnet. Die SBB gründeten in Deutschland eine eigene Gesellschaft, die SBB GmbH mit Sitz in Lörrach. Die Bahn fährt aber weiter wie bisher, mit gleichen Fahrausweisen und zu gleichen Preisen. Die SBB GmbH betreibt die Linien als Partnerin des Tarifverbundes Regionalverband Lörrach RVL.
Ende Juni verkündet Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück überraschend den Verzicht seiner Regierung auf den Bau der umstrittenen Magnetschwebebahn Metrorapid. Zur Begründung verweist Steinbrück auf Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Milliarden-Projekts sowie unzureichende Finanzzusagen seitens der Industrie und der DB. Bei dem Projekt gebe es finanzielle Risiken, die weder im Haushalt des Bundes noch des Landes abgesichert werden könnten. Steinbrück sagte, er hätte die Investitionen von drei Milliarden Euro gern im Land gehabt. Das Projekt sei aber nicht realisierbar gewesen.
Am 30. Juni nimmt die DB die neue Strecke Leipzig - Halle (Saale) über den Flughafen Leipzig/Halle und den Bahnknoten Gröbers komplett in Betrieb. Insgesamt flossen seit Baubeginn rund 370 Millionen Euro in die neuen Bahnanlagen. Der 23 Kilometer lange Neubauabschnitt ist Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 8, das künftig den Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Berlin und Nürnberg und weiter bis München ermöglichen soll. Auch für den Rest der Strecke stehen die Signale auf Grün: Bereits eine Woche vor der Inbetriebnahme des Bauabschnitts zwischen Gröbers und Leipzig unterzeichnen Verkehrsminister Manfred Stolpe und Bahnchef Hartmut Mehdorn die Finanzierungsvereinbarung für den etwa 100 Kilometer langen Abschnitt von Erfurt nach Halle/Gröbers.
Juli
Nach den Negativschlagzeilen um das neue Preissystem der DB und den Berichten um drastische Einbrüche bei Umsatz und Fahrgastzahlen im Fernverkehr geht plötzlich alles ganz schnell: Am 2. Juli stellt die DB ihr überarbeitetes Preissystem vor, das bereits einen Monat später in Kraft treten soll. Wie von den Medien bereits in den Tagen zuvor spekuliert, macht die DB eine 180-Grad-Wende und kehrt zur BahnCard 50 zurück, die allerdings teurer wird. Aber auch die Frühbucher-Sparpreise bleiben bestehen, allerdings wird das System weiter vereinfacht und die Rabatte werden auf bis zu 50 Prozent erhöht.
Erfolg für die DB im Streit mit Connex: Die Vergabe eines milliardenschweren Verkehrsauftrages des Landes Brandenburg an die DB ist nach einer vorläufigen Gerichts-Einschätzung des Oberlandesgerichtes Brandenburg rechtmäßig gewesen. Im September entscheidet das Gericht dann endgültig zugunsten der DB. Connex war gegen die Vergabe großer Teile des brandenburgischen Regionalverkehrs bis 2012 an die DB vorgegangen. Der Vertrag hat Auftragsvolumen von rund 1,9 Milliarden Euro. Connex kritisiert, dass der Auftrag nicht öffentlich ausgeschrieben wurde, so dass sich das Unternehmen auch nicht bewerben konnte. Außerdem wirft der Bahn-Konkurrent der DB vor, defizitäre Fernverbindungen indirekt mit Landesmitteln für den Regionalverkehr zu unterstützen. Vor der Anrufung des Gerichtes war Connex schon mit einem Einspruch bei der Vergabekammer Magdeburg gescheitert. Aber auch mit der Gerichtsentscheidung gibt sich Connex nicht zufrieden und ruft im Dezember die EU-Kommission an.
Ein Jahr nach der offiziellen Eröffnung der ICE-Neubaustrecke von Köln nach Frankfurt zieht die DB Ende Juli eine zwiespältige Bilanz. "Die Züge sind zu 37 Prozent ausgelastet", sagt Gelfo Kröger, Sprecher der Bahn AG dem Wirtschaftsradio hr Skyline. Bahnsprecher Manfred Pietschmann ergänzt gegenüber wdr.de: "Diese Zahl ist nicht unbedingt unser Wunschtraum gewesen. Aber mit Blick auf die schwierigen Bedingungen, mit denen wir auf der Strecke gestartet sind, können wir zufrieden sein." Zudem befinde man mit dieser Auslastung nach einem Jahr Betrieb nur knapp unter dem Durchschnitt im Fernverkehr, der bei 40 Prozent liege.
Zwischen Deutschland und der Schweiz sollen mittelfristig mehr Züge im schnellen Personenverkehr verkehren. Die DB und die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) unterzeichnen im Juli eine Absichtserklärung über den langfristigen Ausbau des internationalen Fernverkehrs zwischen beiden Ländern. Auf den wichtigsten Strecken zwischen Deutschland und der Schweiz soll bis zum Jahr 2007 ein grenzüberschreitender Taktverkehr eingerichtet werden. Geprüft wird außerdem die Verlängerung bestehender Linien - unter anderem in beliebte Feriengebiete der Schweiz.
ETCS startet Serienerprobung: Auf einer ersten Testfahrt nehmen die DB und ihre beiden Industriepartner Siemens Verkehrstechnik und Alcatel im Beisein internationaler Gästen aus Politik und Industrie im Juli die Serienerprobung für das neue europäische Leit- und Sicherungssystem ETCS (European Train Control System) auf. Erstmals in Europa ist ein lokbespannter, ETCS-geführter Zug zwischen Jüterbog und Bitterfeld mit 200 km/h unterwegs - die herkömmlichen Zugsicherungssysteme auf dieser Strecke (PZB - Punktförmige Zugbeeinflussung) erlauben nur 160 km/h. Bereits vier Monate zuvor war im März in Österreich die ETCS-Teststrecke Wien - Nickelsdorf in Betrieb gegangen. Und auch in der Schweiz starten die SBB im Juli auf dem ersten 12 Kilometer langen Teilstück der Bahn-2000-Neubaustrecke Mattstetten - Rothrist ein intensives Testprogramm, unter anderem für ETCS. Ganz trauen die Schweizer dem neuen Sicherungssystem aber nicht: vorsichtshalber wird die Strecke zusätzlich mit einer Rückfallebene mit konventioneller Signaltechnik ausgerüstet.
Trotz der anhaltenden Probleme im Fernverkehr hat die DB bis Ende Ende Mai einen leichten Umsatzanstieg verzeichnet. Dies gibt die DB bei einer Aufsichtsratssitzung Mitte Juli bekannt. In den ersten fünf Monaten des Jahres habe sich der Umsatz um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöht, heißt es. Das Betriebsergebnis habe sich über den Planungen stabilisiert und die Verkehrsleistung konnte auf Vorjahresniveau gehalten werden. Bei der Vorstandssitzung wurde ferner eine Umstrukturierung des Bereichs Personenverkehr beschlossen. So wird das bisherige Ressort Nahverkehr auf die neuen Geschäftsfelder Stadtverkehr und Regio aufgeteilt. Der Fernverkehr bleibt als eigenes Geschäftsfeld bestehen und firmiert künftig unter DB Fernverkehr AG (bisher DB Reise&Touristik AG).
August
Mit dem Start des reformierten Preissystems zeigt sich die DB sehr zufrieden. Allein an den ersten beiden Verkaufstagen werden bundesweit rund 63.000 BahnCards verkauft. Am stärksten nachgefragt wird die wiedereingeführte BahnCard 50. Trotz lebhaften Betriebs auf den Bahnhöfen gibt es kaum Probleme bei der Umstellung. Wegen der erwartet hohen Nachfrage zu Beginn des Verkaufs der neuen Angebote hatte die DB in allen großen ReiseZentren insgesamt 60 spezielle Counter für Verkauf und Umtausch der BahnCard eingerichtet. Zahlreiche Führungskräfte unterstützten am 1. August ihre Kollegen vor Ort. Auch in den nächsten Wochen entwickeln sich die Verkaufszahlen positiv. Im Dezember teilt die DB mit, der BahnCard-Absatz sei seit August um rund 30 Prozent auf über 1,5 Millionen Stück gestiegen.
Rätselhafte Zugtrennungen in der Schweiz: Anfang August wird ein InterCity-Zug bei voller Fahrt zwischen dem Bistrowagen und einem 1. Klasse-Wagen getrennt. Verletzt wird glücklicherweise niemand. Die Untersuchung des Vorfalls ergibt, dass keine technischen Mängel vorlagen. Vielmehr war ein Fehler beim Kuppeln die Ursache für die Zugtrennung. Als dies bekannt wird, leiten die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) unverzüglich die Überprüfung der Abläufe beim Kuppeln ein. Trotzdem kann nicht verhindert werden, dass sich Anfang September erneut ein InterCity während der Fahrt trennt.
Die Klimaanlagen der ICE 3-Züge sind der extremen Hitzewelle in diesem Sommer nicht gewachsen. Hatte es schon in den letzten Monaten immer wieder Schwierigkeiten gegeben, zieht die DB jetzt die Notbremse: Für eine Woche lang verkehren die ICE-Züge von Frankfurt/Main nach Amsterdam nur auf dem verkürzten Laufweg bis Emmerich, damit die störanfälligen Klimaanlagen der 300 km/h-schnellen Züge beschleunigt den Werkstätten zur Reparatur zugeführt werden. Der Ersatz der Klimaanlagen kostet Siemens Millionen. Probleme gibt es auch beim ICE TD. Nachdem die Züge Ende Juli vom Eisenbahnbundesamt aus dem Verkehr gezogen worden waren, stehen erst Mitte August die ersten mit neuen Achswellen ausgerüsteten Fahrzeuge wieder zur Verfügung. Sie kommen aber nur noch bis Dezember und ausschließlich zwischen München und Zürich zum Einsatz.
In Schleswig-Holstein stellen mit der NVAG und der FLEX AG zwei private Eisenbahngesellschaften im August Insolvenzantrag. Die traditionsreiche NVAG (Nordfriesische Verkehrsbetriebe AG) betreibt auf ihrer Stammstrecke zwischen Niebüll und Dagebüll Personenzüge als Zubringerdienst für die nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum. Ihre Zukunft ist mittlerweile gesichert: im Dezember wird die Übernahme durch ein aus drei Firmen bestehendes Konsortium vereinbart. Ganz anders dagegen die Situation bei der FLEX AG. Die FLEX-Verbindungen zwischen Flensburg und Hamburg werden in den folgenden Monaten dank deutlich höherer Zahlungen aufrecht erhalten, das Ministerium sucht aber nach einem neuen Betreiber und wird bei der Nord-Ostsee-Bahn fündig. Seit 1. November verkehrt der FLEX unter neuer Regie.
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Im August führt die DB einige Testfahrten durch. So ist Anfang des Monats ein Messzug der DB, bestehend aus der Lok 750 003, Messwagen 92 005, sieben Reisezugwagen und Lok 752 001 zwischen Donauwörth und Augsburg unterwegs. Bei einem Tempo bis zu 230 Stundenkilometer wird erstmals die volle Leistungsfähigkeit von aktiv geregelten Stromabnehmern getestet. Mit dieser Neuentwicklung wollen Bahnen künftig auch auf einer nicht speziell ertüchtigten Strecke höhere Geschwindigkeiten fahren. Bislang muss für Hochgeschwindigkeit die Oberleitung mit sehr großem Aufwand baulich verbessert werden. Ende des Monats sind dann der europäische Hochgeschwindigkeitszug Thalys und ein Messtechnik ausgestatteter ICE 3 auf der Schnellfahrstrecke Berlin - Wolfsburg unterwegs. Grund für den ungewöhnlichen Besuch sind akustische Messungen, die die Messingenieure der DB Systemtechnik auf einem 250 Meter langen Gleisabschnitt bei Gardelegen im Rahmen des europäischen Lärmschutz-Projekts "Noemi" durchführen.
September
Die DB will den internationalen Güterverkehr besser bedienen. Seit Anfang September führt die Bahn ihre Speditions- und Güterverkehrsgeschäfte offiziell unter der Dachmarke Stinnes Logistics mit neuem Sitz in Berlin. Derzeit setzt Stinnes mit 65.000 Beschäftigten rund elf Milliarden Euro im Jahr um. Zum Ergebnis des Bahnkonzerns steuert die Tochter allein die Hälfte bei. Unter Führung des Logistikkonzerns sollen die Güterverkehrsaktivitäten der Bahn innerhalb eines Jahres völlig neu aufgestellt werden. Die vier Geschäftsfelder Schenker, Railion, Freight Logistics und Intermodal sollen dabei getrennt und unabhängig voneinander agieren. DB Cargo wird künftig als Railion Deutschland firmieren und steht gemeinsam mit Railion Nederland und Railion Danmark - das sind künftig die Namen für die Ländergesellschaften in den Niederlanden und Dänemark - für die Transportkompetenz der Schiene.
Rund ein Jahr nach der Hochwasserkatastrophe wird der erste Abschnitt der von den Fluten der Weißeritz schwer beschädigten Sachsenmagistrale wieder in Betrieb genommen. Tharandt wird somit wieder von Zügen angefahren und der Schienenersatzverkehr, der bislang von Dresden bis Klingenberg-Colmnitz reichte, verkürzt sich auf den Abschnitt Dresden-Tharandt. Bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember werde auch der weitere Abschnitt über Freital bis Dresden in Stand gesetzt sein, kündigt Hans-Jürgen Lücking, Konzernbevollmächtigter der Bahn für Sachsen, an. Damit werde es wieder eine durchgehende Schienenverbindung von Dresden über Chemnitz nach Nürnberg geben.
Bahnreisen werden vom 14. Dezember an für viele Fahrgäste einfacher und günstiger. Im September stellt die DB das neue Angebot "City-Ticket" vor: Eigentümer der BahnCard 25 und BahnCard 50 können ab dem Fahrplanwechsel in 44 deutschen Städten mit ihrer Fernverkehrsfahrkarte am Zielort kostenlos mit Bus, Straßenbahn oder U-Bahn zur Zieladresse fahren. Voraussetzung ist die Reise über eine Entfernung von mindestens 100 Kilometern, bei der ganz oder teilweise DB-Fernzüge genutzt werden. Zur Premiere ist das CityTicket Inhabern einer BahnCard 25 oder einer BahnCard 50 vorbehalten, soll aber später auf alle Bahnkunden ausgedehnt werden.
Nach Protesten von Kunden, Verbraucherverbänden und Politikern werden die Speisewagen nun doch nicht aus dem Verkehr gezogen. Die im vergangenen Jahr beschlossene schrittweise Abschaffung der Bord-Restaurants sei gestoppt worden, erklärt der neue DB-Personenverkehrschef Karl-Friedrich Rausch Mitte September. Zur Begründung führt er an, man "habe die emotionale Bedeutung der Speisewagen" für die Kunden unterschätzt. Bei den Speisewagen dürfe es nicht allein um die Wirtschaftlichkeit gehen. Die Bahn müsse aber versuchen, mehr Kunden in die Bord-Restaurants zu locken. Dazu soll das Angebot der Speisewagen attraktiver werden. Geplant sind unter anderem Sonderangebote sowie mehr regionale Spezialitäten. Außerdem werden die Fahrgäste von den Dezember an in den Speisewagen mit ausgewählten kulinarischen Highlights aus dem neuen Bestseller "Rezepte, wie wir sie mögen" der beiden prominenten Köche Alfred Biolek und Eckart Witzigmann verwöhnt. Den Anfang macht im Dezember ein "Rehpfeffer".
Für Wirbel sorgen im September Berichte, die DB wolle ihre Investitionen wegen Finanzproblemen nach dem Umsatzrückgang im Fernverkehr in diesem und im kommenden Jahr drastisch kürzen. Betroffen von den Kürzungen seien vor allem Anschaffungen, die das Unternehmen aus Eigenmitteln finanziere. Obwohl die DB umgehend dementiert, folgen weitere Berichte über "gravierende Einschnitte" in die Investitionsplanung. Unterdessen gerät Bahn-Chef Hartmut Mehdorn wegen seiner Finanzplanungen zunehmend unter Druck. Hintergrund ist ein Bericht der "Süddeutschen Zeitung", in dem es heißt, Mehdorn habe in einem Brief an das Verkehrsministerium eingeräumt, bei der Finanzplanung wissentlich mit zu hohen Beträgen bei den Bundesmitteln für die Schiene bis 2007 gerechnet zu haben.
Im September berichten "Spiegel" und "Bild am Sonntag", dass im Vormonat August weniger als 85 Prozent der Züge pünktlich gewesen seien. Die Zahl der Verspätungen sei im dritten Jahr in Folge gestiegen. Nur sechs Prozent aller Verspätungen seien dabei auf externe Einflüsse wie das Wetter, Selbstmorde oder Unfälle zurückzuführen. 30 Prozent der Pünktlichkeitsprobleme gingen dagegen auf technische Störungen und Ausfälle wie etwa Pannen an Triebwagen, Schienen und Oberleitungen. Jeweils 20 Prozent der Züge seien unpünktlich, weil entweder Bauarbeiten die Fahrt verzögerten oder beim Wechsel von Personal Zeit verloren geht. Die DB weist diese Darstellung zurück und betont, zwar sei es richtig, dass bei den Verspätungsursachen die Außenwirkungen prozentual geringer als ein Drittel seien. Das gelte aber nicht für die Auswirkungen dieser Ursachen.
Oktober
Ab dem 6. Oktober werden auf der linken Rheinstrecke von Mainz bis Köln umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt. Um den Reisekomfort für die Kunden nur für einen möglichst kurzen Zeitraum einzuschränken, werden die Bauarbeiten zeitlich konzentriert und mit hohem Aufwand durchgeführt. Die Sanierung der linken Rheinstrecke kostet 80 Millionen Euro. Ende November können die Arbeiten planmäßig abgeschlossen werden. Insgesamt werden 74 Kilometer Gleis mit 123000 Schwellen neuverlegt, 87 Weichen ausgetauscht, rück- oder neugebaut und rund 120000 Tonnen Schotter ausgetauscht. Unterdessen kündigt die DB an, sie wolle langfristig mehr Pünktlichkeit durch die komplette Sperrung großer Schienenbaustellen erzielen. "Manchmal ist es einfach sinnvoller, eine Strecke komplett zu sperren, als über lange Zeit eingleisigen Betrieb mit vielen Unpünktlichkeiten zu fahren", sagt Karl-Friedrich Rausch, Vorstand Personenverkehr.
Die DB will mit 50-Euro-Tickets für ausgewählte innerdeutsche Städteverbindungen gegen die Konkurrenz von Billig-Fluglinien antreten. Dazu wird ab 6. Oktober das Online-Angebot "Surf & Rail" wiederbelebt, allerdings zu veränderten Konditionen. Im Angebot sind nach Bahnangaben je fünf Verbindungen zwischen großen Städten innerhalb Deutschlands, die wöchentlich montags um 17 Uhr wechseln. Auf diesen ausgewählten Verbindungen zahlen die Fahrgäste für Hin- und Rückfahrt nur 50 Euro. Die Zahl der Plätze für das Sonderangebot ist auf insgesamt rund 10000 pro Woche begrenzt. Die Nachfrage ist groß: Bereits einen Tag nach dem Start von "Surf & Rail" sind 2000 Buchungen eingegangen.
Wann ist die DB börsenfähig? Darüber wird im Oktober wie auch schon im Vormonat intensiv diskutiert. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) stellt den Börsengang der DB gar in Frage. "Ob man den Weg Börsengang geht und wenn ja, wann, wird zu diskutieren sein." Der Termin eines möglichen Börsengangs sei offen: "Zurzeit kann niemand sagen, 2005, 2006 oder wann auch immer der Börsengang der Bahn sein soll." Allerdings werde auch niemand den Plan der Bahn blockieren, im Jahr 2005 börsenreif zu sein. In einer Bundestagsdebatte stößt der baldige Börsengang der DB auf große Vorbehalte. Die DB selbst hält an ihrem Ziel fest, 2005 börsenreif zu sein; der Aufsichtsrat vertagt aber die Entscheidung über eine mögliche Teilprivatisierung frühestens auf 2005. Unterdessen kommt die Bahn langsam auf Kurs: trotz andauernder Probleme im Fernverkehr und Umsatzeinbrüchen bei Tochterfirmen wird das Unternehmen wohl seine ihre Ergebnisziele in diesem Jahr erreichen. Im Monat August lag der Konzern beim Betriebsergebnis erstmals über Plan.
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Mit der Eröffnung des Blisadonatunnels ist in Österreich im Oktober ein weiterer Meilenstein beim Ausbau der Arlbergbahn vollbracht worden. Das jetzt fertiggestellte Bauprojekt beinhaltet die Errichtung einer ca. 3 km langen zweigleisigen Hochleistungsstrecke zwischen Langen a.A. und Klösterle und einen kompletten Umbau samt Neugestaltung des Bahnhofs Langen am Arlberg mit Renovierung des Gebäudes, behindertengerechter Ausstattung etc. Das Herzstück des Bauvorhabens war der Neubau des 2.411 Meter langen Blisadonatunnels, nördlich der bestehenden Strecke im Bereich des Großtobelgebietes. Mit der Inbetriebnahme der drei Kilometer langen Neubaustrecke ist die Arlbergbahn jetzt auf 23 Kilometer Länge zweigleisig ausgebaut.
Für eine rasche und umfassende Verbesserung der Bahnverbindungen zwischen Russland und Deutschland sprechen sich der russische Präsident Vladimir Putin und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder bei ihrem Treffen in Jekaterinburg (Russland) im Oktober aus. Die Bahnchefs der Russischen Staatsbahn (RZD), Genadij Fadejev, und der DB, Hartmut Mehdorn unterzeichnen im Beisein hochrangiger Vertreter des Eisenbahn- bzw. Verkehrsministeriums eine entsprechende Vereinbarung. Kurzfristig soll damit die Transportdauer vor allem im Güterverkehr zwischen deutschen und russischen Wirtschaftszentren deutlich verringert werden. Erstes Ergebnis der Kooperation ist die Wiederaufnahme der Kurswagenverbindung von Kaliningrad nach Berlin zum Fahrplanwechsel im Dezember.
Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember werden die Diesel-ICE-Züge (VT 605) nicht wie geplant auf die Franken-Sachsen-Magistrale zurückkehren. Diese Entscheidung gibt die DB Ende Oktober bekannt. Stattdessen sollen geringfügig umgerüstete Nahverkehrstriebwagen der Baureihe VT 612 eingesetzt werden. Diese haben ebenfalls Neigetechnik und können deshalb schneller als herkömmliche Züge durch die Gleisbögen fahren. Über die weitere Verwendung der ICE TD, die für 150 Millionen Euro beschafft wurden, ist noch nicht entschieden.
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November
In Österreich kommt es wegen eines Bahnstreiks im November zu erheblichen Behinderungen. Drei Tage lang rollt in der Alpennation kein Zug mehr. Die Gewerkschaften protestierten mit dem Streik gegen Reformpläne der Regierung, wonach die staatliche Bahn in vier Einzelgesellschaften aufgeteilt werden soll. Sie vermuten darin eine Vorstufe zur späteren Privatisierung. Die Beschäftigten sollen auch ein neues Dienstrecht erhalten, durch das unter anderem automatische Gehaltssteigerungen entfallen und der Kündigungsschutz gelockert würde. Mit den Reformen will die Regierung die Bahn auf den freien Wettbewerb vorbereiten. Schließlich vereinbaren die Tarifparteien, dass noch einmal Verhandlungen über die geplanten Einschnitte beim Dienstrecht geführt werden. Damit ist der Streik beendet.
Liberalisierung beim Bahnstrom: Die Bahntochter DB Energie führt zum 1. Januar 2004 ein Durchleitungspreissystem (DPS) ein. Damit eröffnet die DB als erster 16,7-Hertz-Bahnstromversorger in Europa ihren Kunden die Möglichkeit, ihren Strom bei beliebigen Anbietern zu kaufen und ihn durch die DB-Anlagen zu den Lokomotiven zu transportieren. Bei der Ausgestaltung der Netznutzung stand die DB Energie vor der Herausforderung, die Standards des 50-Hertz-Strommarktes auf Lokomotiven, das heißt, bewegliche Energieverbraucher, zu übertragen und mit den technischen Besonderheiten der 16,7-Hertz-Stromversorgung in Einklang zu bringen. Die Bahnstromversorgung erfolgt über ein eigenes Stromverteilungsnetz, das mit einer Frequenz von 16,7 Hertz betrieben wird und nur an wenigen Stellen über spezielle Umformeranlagen mit der öffentlichen 50-Hertz-Stromversorgung verbunden ist.
Die Bahnpreise im Regionalverkehr werden am 14. Dezember um 4,1 Prozent teurer. Die Ende September eingereichten Anträge der DB genehmigt das Bundesverkehrsministerium im November gegen den Widerstand der fünf Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg- Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Einzelfahrscheine für den Nahverkehr bis zu einer Entfernung von 100 Kilometern verteuern damit entfernungsabhängig zwischen 0,10 Euro und 0,70 Euro pro Fahrt. Preislich stabil sollen Kurzstreckenfahrten bis zu fünf Kilometern bleiben. Von den Tarifänderungen ausgenommen sind Fahrten innerhalb von Verkehrsverbünden, in denen eigene Preise gelten. Die geplanten Preisanhebungen begründet die DB mit einer notwendigen Kompensation der allgemeinen Kostensteigerungen der vergangenen Jahre. Dies seien insbesondere gestiegene Energie- und Personalkosten. Die DB betont, im Gegensatz zu den Verbünden seien seit Anfang 2002 keine Preiserhöhungen durchgeführt worden.
Die DB hat in diesem Jahr nach einem im November veröffentlichten Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ihr selbstgestecktes Ziel, mit immerhin 95 Prozent der Regionalzüge pünktlich unterwegs zu sein, fast durchweg verfehlt. In etlichen Bundesländern habe die DB nur Werte zwischen 80 und 90 Prozent erreicht, heißt es unter Berufung auf interne Unterlagen. Dabei komme es je nach Region zu deutlichen Unterschieden. Die DB kündigt unterdessen an, sie werde sich künftig noch stärker um eine höhere Pünktlichkeit bemühen. So befindet sich derzeit ein "Steuerungssystem Qualität Fahrbetrieb" im Aufbau. Mit ihm können Zug für Zug, Kilometer für Kilometer, Bahnhof für Bahnhof verspätungsträchtige Fehler im komplexen System Bahn aufgespürt werden, damit sie letztendlich beseitigt werden können.
Bombardier Transportation wird von der Connex Verkehr GmbH mit dem Bau von Regionalverkehrszügen beauftragt. Wie Bombardier im November mitteilt, umfasse der Vertrag im Wert von rund 120 Millionen Euro 15 Züge mit insgesamt 90 Wagen und vier elektrischen Bombardier* TRAXX* Lokomotiven. Die Fahrzeuge sollen ab Sommer 2005 an den Kunden übergeben werden und vom 15. Dezember 2005 an auf der so genannten Marschbahn zwischen Hamburg und Westerland (Sylt) rollen. Damit ist Connex jetzt endgültig von seinem ursprünglichen Plan abgerückt, Wagen des spanischen Herstellers Talgo einzusetzen.
Die DB setzt ab Ende November neue Schlafwagen in den Nachtreisezügen ein. Das neue Fahrzeug mit der Baureihenbezeichnung WLABmz 173 hält im Innenraum zahlreiche Neuheiten bereit, die den Reisekomfort deutlich erhöhen. Dazu gehören die Wechselsprechanlage mit dem Betreuerabteil, Trinkwasserqualität im gesamten Fahrzeug sowie zusätzlicher Stauraum für Gepäck. Darüber hinaus schaffen helle Holzdekore und Bettpolsterungen sowie in Blautönen gehaltene Teppichböden eine angenehme Atmosphäre. Dank einer optimalen Raumausnutzung gibt es nun pro Wagen zwölf statt bisher elf Abteile mit jeweils drei Betten. Die neuen Schlafwagen verkehren zuerst zwischen Berlin und Paris und ersetzen dann nach und nach auch auf anderen Linien die alten Fahrzeuge.
Dezember
Nach langem Streit mit der Bundesregierung ist die DB nun bereit, ihren Kunden ein einklagbares Recht auf Schadenersatz bei Verspätungen einzuräumen. Hatte die DB noch im Mai vor hohen Kosten durch Entschädigungsansprüche gewarnt, die auf die Fahrpreise aufgeschlagen würden, sagt DB-Chef Hartmut Mehdorn im Dezember, die Bahn wolle sich nicht ihrer Verantwortung entziehen. Er plädiert aber für eine Selbstverpflichtung anstelle einer gesetzlichen Regelung, die er für überflüssig hält. Den Fraktionen von CDU/CSU und FDP gehen diese Pläne der Bahn jedoch nicht weit genug. Dass die Bahn künftig einen Rechtsanspruch auf Entschädigung in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen verankern wolle, sei lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ärger gibt es Anfang Dezember in Berlin. Zwei Wochen vor dem Fahrplanwechsel gibt es immer noch keinen neuen Verkehrsvertrag zwischen der DB und dem Land Berlin. Die DB droht indirekt an, dass zum Fahrplanwechsel alle S-Bahnen stillstehen könnten, sollte es bis dahin keinen neuen Verkehrsvertrag geben. Noch rechtzeitig kann dann aber doch eine Einigung erzielt werden. Der neue Verkehrsvertrag soll eine Laufzeit von 15 Jahren haben und einen erheblichen Langzeitrabatt beinhalten. Nach zwei Dritteln der Laufzeit, also zum Ende des Jahres 2013, soll ein Drittel der Leistung ausgeschrieben werden.
Der Aufsichtsrat der DB genehmigt bei seiner letzten turnusmäßigen Sitzung des Jahres im Dezember die Vorlage des Vorstands für das Budgetjahr 2004 einstimmig. Trotz aller Probleme will die DB danach im nächsten Jahr wie geplant mit einem Betriebsergebnis von 310 Millionen Euro in die Gewinnzone kommen. In den Folgejahren sollen die Ergebnisse dann kontinuierlich verbessert werden. In diesem Jahr blieb vor allem der Fernverkehr weit hinter den Erwartungen zurück. Die Sparte fuhr bis Ende September einen Verlust von rund 370 Millionen Euro ein - geplant waren mehr als 20 Millionen Euro Gewinn. Die DB sieht sich aber seit der Einführung ihres überarbeiteten Preissystems Anfang August im Personenverkehr wieder im Aufwind. Der Umsatz erhole sich zunehmend, sagte das zuständige Vorstandsmitglied Karl-Friedrich Rausch. Die Verkehrsleistung habe im September und im November wieder den Stand des Vorjahres erreicht.
Das private Eisenbahnunternehmen Connex Regiobahn GmbH betreibt ab Dezember 2005 den Nahverkehr auf dem Nordharznetz in Sachsen-Anhalt. Ein entsprechender Beschluss wird Anfang Dezember vom Aufsichtsrat der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) gefasst. Mit der Vergabe an Connex spart das Land Sachsen-Anhalt pro Jahr rund 500 000 Euro. Connex will auf der Strecke dieselgetriebene Fahrzeuge vom Typ "Lint" (Leichter Innovativer Nahverkehrs-Triebwagen) in zwei Größen einsetzen: als einteiliges Fahrzeug mit 68 Sitzplätzen und zweiteilig mit 126 Plätzen. Die Fahrgasträume sind großzügig gestaltet und verfügen über gesonderte Abteile für Fahrgäste der 1. Klasse und für Raucher.
Angesichts der aktuellen Maut-Blockade und des Subventionsabbaus will das Bundesverkehrsministerium die Schieneninvestitionen 2004 von jetzt 4 Milliarden um 160 Millionen Euro und in den beiden Folgejahren um jeweils den gleichen Betrag kürzen. Dies entspricht den im Vermittlungsverfahren von Bundestag und Bundesrat vereinbarten Kürzungen um drei Mal vier Prozent für die meisten Subventionsausgaben. Auf die drastischen Kürzungen reagiert die DB mit der Ankündigung, sie wolle umgehend einen Vergabestopp für Planungs- und Bauleistungen verhängen, alle laufenden Projekte auf Fertigstellungsnotwendigkeit überprüfen und weit reichende Personalmaßnahmen einschließlich Kurzarbeit oder Einstellungsstopp treffen.
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Am 14. Dezember findet in ganz Europa der Fahrplanwechsel statt. In Deutschland fährt der ICE künftig noch öfter und bindet weitere Städte in sein bundesweites Netz ein. So verkehrt beispielsweise die ICE-Linie zwischen Frankfurt/Main und Dresden künftig im Stundentakt und die ICE's zwischen Essen, Köln und Frankfurt werden nach Nürnberg verlängert. Im Nahverkehr nimmt die S-Bahn Rhein-Neckar ihren planmäßigen Betrieb auf. Außerdem übernehmen einige Privatbahnen Nahverkehrsleistungen von der DB. So verkehren in Nordrhein-Westfalen auf den Strecken Münster - Bielefeld, Bielefeld - Holzminden, Bielefeld - Altenbeken und Bielefeld - Dissen/Bad Rothenfelde ab 14. Dezember die Züge der Connex-Tochter NordWestBahn (NWB), die Metronom Eisenbahngesellschaft fährt jetzt mit Doppelstockwagen die RE-Züge zwischen Hamburg und Bremen bzw. Uelzen und in Bayern ist der neue ALEX (Allgäu-Express) zwischen München und Oberstdorf unterwegs. Die DB meistert den Fahrplanwechsel nach eigenen Angaben ohne größere Probleme. Bis Ende Dezember steigen die Pünktlichkeitswerte auf über 90 Prozent.
Zum Schluss noch einige kuriose Bahnmeldungen des Jahres 2003
Im Tiefschlaf hat im Februar ein 33-jähriger Lokführer einen mit 270 Stundenkilometer rasenden Hochgeschwindigkeitszug in Japan unfallfrei über eine 26 Kilometer lange Strecke gesteuert. Der Shinkansen mit 800 Fahrgästen an Bord kam nach Angaben der Bahngesellschaft erst acht Minuten später in einem Bahnhof durch die automatische Zugkontrolle langsam zum Stehen. Als ein Schaffner zur Fahrerkabine stürzte, habe der Zugführer immer noch geschlafen und musste wach gerüttelt werden, hieß es. Der vom Zugchef wach geschüttelte Fahrer fühlte sich demnach kerngesund und fuhr den Zug pflichtbewusst zum 200 Kilometer entfernt liegenden Ziel, dem Bahnhof Shin-Osaka. Neben ihm saß dabei ein Bahnangestellter, der den Zug im Notfall hätte steuern können. Der Lokführer wurde erst einmal auf einen anderen Posten versetzt. Ob er wieder einen Shinkansen steuern darf, muss noch entschieden werden.
Zu einem ungewöhnlichen Mittel haben Betreiber der japanischen West Japan Railway Company gegriffen: Sie beschmierten die Bahngeleise mit einer Mixtur aus Löwenkot und Wasser, um zukünftige Unfälle mit grasendem Hirschen zu verhindern. Bislang ist das Verfahren offenbar sehr erfolgreich. Auf der JR-Kisei-Linie, einer verhältnismäßig langsam befahrenen kurvenreichen Strecke, kam es in der Vergangenheit sehr häufig zu Unfällen mit grasendem Wild. Die Folge waren beschädigte Lokomotiven, hohe Sachschäden und dadurch entstandene Behinderungen im Bahnverkehr. Die Bahnbetreiber suchten daraufhin nach einem erfolgreichen "Wild-Repellent", der einfach, aber doch erfolgreich die Unfälle verhindern sollte. Nach einem etwas mehr als dreimonatigem Testlauf mit der Löwenkot-Tinktur gibt es nach Auskunft der Zeitung keinen Unfall mehr.
Ein 46 Jahre alter Lokführer hat Anfang Mai auf offener Strecke seinen ICE verlassen. Wie ein Bahnsprecher erklärte, habe der Mann mit dem Zug von Dortmund nach Frankfurt vor einem Signal kurz vor Siegburg halten müssen. Danach sei er ausgestiegen und davongegangen. Die Passagiere mussten fast eine Stunde auf einen von den Zugbegleitern herbeitelefonierten Ersatz-Lokführer warten. Der Lokführer gab nachträglich gesundheitliche Gründe für das Verlassen des Zuges an. Ein internes Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden, hieß es.
Hunderttausende Tausendfüßler haben im Oktober im japanischen Bergland einen Nahverkehrszug zum Halten gezwungen. Nachdem unzählige der drei bis sechs Zentimeter langen Insekten an der Bahnstrecke bei Osaka geschlüpft seien, hätten die weißen Tiere mehrere hundert Meter Gleise bedeckt, berichteten japanische Medien. Ein Schienenbus mit zwei Passagieren an Bord habe an einem schattigen Hang über eine Strecke von 400 Metern eine "enorme Anzahl" der Tiere überfahren, dann aber zur Rettung weiterer Insekten gestoppt. Den Berichten zufolge schlüpfen in der Präfektur Hyogo rund 450 Kilometer westlich von Tokio etwa alle acht Jahre Massen von Tausendfüßlern.